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2. Abschnitt. Kultur- und Wirthschaftsgeschichte.

§ 114. Die Reformation.

Gebhard II §§ 1-15, 33-24, v. Bezold, Geschichte der deutsche Reformation, 1890, Janssen, II, 1879, - IV, 1885, Haeusser, Geschichte des Zeitalters der Reformation (herausg. v. Oncken), 1868, Grupp, System und Geschichte der Kultur, I, 1891, S. 98 flg., II, 1892, S. 101 fig.; 336 flg., Stintzing, Ulrich Zasius, 1857, bes. S. 216 flg., Geschichte der Deutschen Rechtswissenschaft, I, 1880, S. 97 flg.

I. Überblick über den Verlauf der Kirchenreformation. Luthers Thesen 31. Oct. 1517. Reichstag zu Worms 1521. Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen. Bibelübersetzung. Bauernkrieg 1524 25. Reformation in Preussen 1525. Reichstage zu Speyer 1529 (Protestanten) und zu Augsburg 1530 (Augsburgische Konfession). Religionsfriede zu Nürnberg 1532 und zu Augsburg 1555 (Religionsfreiheit, ius reformandi, reservatum ecclesiasticum), deren Bedingungen durch den Westfälischen Frieden 1648 auch auf die Reformirten ausgedehnt werden.

II. Die Bedeutung der Reformation. 1. auf ethischreligiösem Gebiete: Begründung der Denkens- Wissens- und Glaubensfreiheit; 2. auf staatspolitischem Gebiete: Befestigung der Landesgewalten gegenüber dem Kaiserthum und Befreiung von der römischen Hierarchie; 3. auf rechtswissenschaftlichem Gebiete: Förderuug des Quellenstudiums und Zurücksetzung des kanonischen Rechts.

§ 115. Verfall und Neugestaltung der Bauernwirthschaft. Eichhorn IV, § 485, 545, Schröder § 67, Gierke, Genoss.-R., I S. 658 flg., Sugenheim, Geschichte der Aufhebung der Leibeigenschaft und Hörigkeit in Europa, 1861, S. 350-499, Kindlinger, Geschichte der deutschen Hörigkeit, 1819, Sommer, Handbuch über die älteren und neueren bäuerlichen Rechtsverhältnisse in den preuss. Provinzen RheinlandWestfalen, 2 Bde., 1830, Knapp, Die Bauernbefreiung und der Ursprung der Landarbeiter in den älteren Theilen Preussens, 2 Bde., 1887, Die Landarbeiter in Knechtschaft und Freiheit, 4 Vorträge, 1891, Hanssen, Agrarhist. Abhandlungen, I S. 388 flg., II S. 500 flg., Fuchs, Der Untergang des Bauernstandes und das Aufkommen der Gutsherrschaften, 1888 (Heft VI der Abhandl. a. d. staatswissenschaftlichen Seminar zu Strassburg), Haun, Bauer und Gutsherr in Kursachsen, 1892 (Heft IX

derselben Abh.), Hausmann, Die Grund-Entlastung in Bayern, 1892 (Heft X ders. Abh.), Grossmann, Über die gutsherrlich-bäuerlichen Rechtsverhältnisse in der Mark Brandenburg vom 16. bis 18. Jahrhundert, 1890 (Staats- u. sozialwissenschaftliche Forschungen, v. Schmoller, IX, 4), Grünberg, Die Bauernbefreiung und die Auflösung des gutsherrlichbäuerlichen Verhältnisses in Böhmen, Mähren und Schlesien. 2 Bde., 1894; Zimmermann, Geschichte des grossen Bauernkrieges, 2. Aufl., 2 Bde., 1856, Langethal, Geschichte der deutschen Landwirthschaft in Verbindung mit der allgem. Geschichte von 1770-1850, im Histor. Taschenbuch, 1863, S. 233 flg., v. Inama-Sternegg, Die volkswirthschaftlichen Folgen des 30jährigen Krieges für Deutschland, daselbst, 1864, S. 1 flg., Lamprecht u. a., Artikel: Bauer, Bauernbefreiung, Bauerngut und Bauernstand, im Handwörterbuch der Staatswissenschaften, II, 1891.

I. Der Untergang des freien Bauernstandes wird theils durch politische Ereignisse (Bauernkriege, 1524/25, dreissigjähriger Krieg), theils systematisch durch Gewaltmassregeln. der Grundherren (Bauernlegen) herbeigeführt. Einfluss des römischen Rechts. Ausbreitung der Leibeigenschaft und Entwicklung der Erbunterthänigkeit.

1. Bauernartikel von 1525 (bei Oechsle, Beiträge z. Geschichte des Bauernkrieges, 1830, S. 246 flg.), art. 3: Zum dritten, ist der brauch bissher gewesen, das man vns fur ir eygen leut gehalten haben, welchs zuerbarmen ist, angesehen, das vns Christus all mit seinem kostparlichen blut vergossen erlost vnd erkaufft hat, den hirrten gleych alls wol alls den höchsten, keinen ausgenommen. Darum erfindet sich mit der geschrifft, das wir frey seyen und

wöllen sein.

art. 9: Zum neundten seyen wir beschwert der grossen freuel, So man stets new satzung macht, nit das man vns strafft nach der sach, sonder zuzeytten auss grossem neyd, vnd zuzeyten auss grossem gunst. Ist vnser meinung, vns bey alter geschribener straff straffen, darnach die sach gehandelt ist vnd nit nach gunst. 2. Rügianischer Landgebrauch (Ausg. v. Gadebusch, 1777) CV: Nu kumpt idt offt in Ruigen, dat tho einem Hafe, Erve edder Katen veele Herschoppe sin, de dar Pacht inne hebben, alssdann kan de Buhr noch vorkopen noch kopen, idt moth mit erer aller Willen sin, sonst dede he der Herrschop, de he nicht auspreke, Vnrecht, vnd moste idt er vorböten.

Were overst de Herrschop vneinich, de Buhr mach ahne Vnrecht van einer edder etliker Herrschop sick nicht annehmen edder vorlaten laten, noch plögen, noch seyen, veel weniger betheen, he settede den der Herrschop, de sik davan thüt, nam

hafftige Börgen, dat he sick mit der, wo se berechtiget, will vordragen, wo anders, he deiht so offt Vnrecht, alls he etwas im Gude anfengt. Vnd in dissen helden sick de Olden Recht, da de eine den andern ahne vorgahnde Rechts Erkenntnisse nicht moste by Vormidinge F. G. Straffe, turbiern edder entsetten. Itzundt deit men, wat men will.

3. add. XXII: Oldings hereden de vam Adell wenig an de kleinen Höfe, de Buhren muchten se vorköpen wor se könden vnd wolden, averst an den Höfen dar en an gelegen, dar plegen se vmme so veel mehr Erffbriefle auff geben, vnd de wiseden en allenthalben den Weg. Nu overst nimpt wat nyes vör, dat wol bedenkent wert wehre, vnd isst dat de Landvagt vom Kalande will, dat alle dat Gelt, dat ein Buhr mehr kricht vor sinen Hoff, Erve edder Katen, alss he darvor gegeven hefft, dat schal an de Herschop darunter de Buhr geseten, fallen vnd kamen. Worumb schöllen den de armen Buhren duirer köpen, sick suer laten werden mit dem sinen. Vnd in disse Meinunge, wenn se folgede, würden wol mehr fallende, dat tho Wedderwillen lichtlich Orsake konde geven.

II. Die Neugestaltung des Bauernstandes wird angebahnt durch die Regelung der bäuerlichen Dienste und Abgaben, Verbote der Legungen und die Aufhebung der Leibeigenschaft (in Preussen 1773, in Österreich 1781/2).

§ 116. Blüthe und Verfall des deutschen Handels. Eichhorn IV §§ 530 u. 573, Janssen I S. 357 flg., Gierke, Gen.-R. I S. 945-47, Falke, Geschichte des deutschen Handels, I, 1859, II, 1860, v. Gülich, Geschichtliche Darstellung des Handels, der Gewerbe und des Ackerbaus, II, 1830, S. 165 flg., Endemann, Studien in der romanischkanonistischen Wirthschafts- und Rechtslehre, I, 1874, II, 1883, Soetbeer, Litteratur-Nachweis über Geld- und Münzwesen, 1892.

I. Höchste Machtentfaltung des deutschen Handels unter Führung der Hansa gegen Ende des 15. Jahrhunderts. Kapitalherrschaft der Handelsgesellschaften. Stellung des deutschen, kanonischen und römischen Rechts zum Handel. 1. Reichsabschied v. Cöln v. 1512 (Neue Sammlung, II S. 144), IV § 16: Und nachdem etwa viel grosse Gesellschafft in Kauffmannsschafften in kurtzen Jahren im Reich aufgestanden, auch etliche sondere Personen sind, die allerley Waar und Kauffmanns-Güter, als Specerey, Ertz, Wöllen-Tuch, und dergleichen, in ihre Händ und Gewalt allein zu bringen unterstehen, Fürkauff damit zu treiben, setzen und machen ihnen zum Vortheil solcher Güter den

Wehrt ihres Gefallens, fügen damit dem H. Reich und allen Ständen desselbigen mercklichen Schaden zu, wider gemein beschriebene Kayserliche Recht und alle Erbarkeit: Haben Wir zu Fürderung gemeines Nutz und der Nothdurfft nach, geordnet und gesetzt, und thun das hiemit ernstlich und wollen, dass solche schädliche Handthierung, hinführo verboten und absey, und sie niemands treiben oder üben soll. Welche aber wider solches thun würden, deren Haab und Güter sollen confiscirt und der Obrigkeit jeglichen Orts verfallen seyn. Auch dieselbe Gesellschafft und Kauffleut hinführo durch kein Obrigkeit im Reich geleitet werden, sie auch derselben nicht fähig seyn, mit was Worten, Meynungen oder Clausuln, solche Geleit gegeben werden. II. Verfall des deutschen Handels, eine Folge des allgemeinen Niedergangs und der mächtigen Konkurrenz der Engländer und Holländer im Welthandel. Zerrüttung des Münzwesens (vgl. § 131).

§ 117. Der Verfall des Zunftwesens.

Janssen, I S. 316 flg., v. Maurer, Geschichte der Städteverfassung in Deutschland, II, 1870, S. 321-496, Gierke, G.-R. I S. 915—44, Roscher, System der Volkswirtschaft, 2. Aufl., III, 1881, § 134, Neuburg, Zunftgerichtsbarkeit und Zunftverfassung in der Zeit v. 13.-16. Jahrhundert, 1880, Schanz, Zur Geschichte der deutschen Gesellen-Verbände, 1877, Meyer, Die Strassburger Goldschmiedezunft von ihrem Entstehen bis 1681, 1881 (Staats- u. sozialwiss. Forschungen, v. Schmoller, III, 2) Hatschek, Das Manufakturhaus auf dem Tabor in Wien, 1886 (daselbst VI, 1), S. 3-25, Mascher, Das deutsche Gewerbewesen von der frühesten Zeit bis auf die Gegenwart, 1866, Schmoller, Das brandenburgischpreussische Innungswesen von 1640-1806, in Forschungen zur Brandenburgischen und Preussischen Geschichte, I, 1888, S. 57 flg., 325 flg., Brentano, Zur Geschichte der englischen Gewerkvereine, 1871, S. 71 flg.; Corpus iuris opificiarii, oder Sammlung von allgemeinen Innungsgesetzen und Verordnungen für die Handwerker, herausg. v. Ortloff, 1804.

Entartung der Zünfte in ihrer inneren Organisation wie in ihrer Stellung nach aussen: staatlich genehmigte und beaufsichtigte Genossenschaften zu kapitalistischer Ausbeutung von Gewerbemonopolen. Verlust der eigenen

Gerichtsbarkeit.

1. Reichsschluss v. 16. Aug. 1731 (bei Ortloff, Corpus j. o. S. 4 flg.) § I: Sollen im H. R. Reich die Handwerker unter sich keine Zusammenkünffte, ohne Vorwissen ihrer ordentlichen Obrigkeit,

welcher bevorstehet, dazu jemand in ihrem Nahmen nach Gutbefinden zu deputiren, anzustellen, Macht haben, auch an keinem Orte einige Handwerks-Artickel, Gebräuche, und Gewohnheiten passiret werden, sie seyen dann entweder von der Landes- oder wenigst jedes Orts dazu berechtigten Obrigkeit . . . nach vorgängiger gnugsamer Erweg- und Einrichtung nach der Sachen gegenwärtigem Zustand confirmiret und bekräfftiget.

§ V: Wann sich ja zutrüge, dass ein Meister, oder Gesell etwas unredliches, und dem Handwerk nachtheiliges begangen zu haben, bezüchtiget würde, soll dannoch weder ein Meister den andern, noch ein Gesell den andern, noch ein Meister den Gesellen, noch ein Gesell den Meister, geschweige diese und jene in der mehreren, und gegen die mehrere Zahl desshalben, es sey mündlich, es sey schriftlich, zu schelten, zu schimpffen, und zu schmähen, vielweniger gar auf- und umzutreiben . . . sich unterfangen, sondern an den Weg Rechtens, und richterlicher Hülfe oder Einsicht, sich gänzlich begnügen lassen, mithin die Sache bei der Obrigkeit anzeigen, und deren Untersuchung, Erkantnuss und Ausspruch gedultig und ruhig erwarten, dergestalt, dass biss zur Rechtskräfftigen Decision, kein Meister und kein Geselle vor gescholten, unredlich und Handwerks-unfähig gehalten werde, sondern die übrige Meister, und Gesellen respective bey und neben ihm unweigerlich zu arbeiten, schuldig seyn und bleiben.

3. Abschnitt.

Geschichte der Rechtsquellen.

§ 118. Die Rechtsentwicklung im Allgemeinen.

Eichhorn III §§ 440—44, IV §§ 559~62, Schröder §§ 66, 87—91, v. Schulte § 90, Siegel §§ 38-55, Zöpfl I §§ 53-58; Stobbe, G. d. d. RQ. I, § 59, II, 1864, §§ 60-65, Gengler, PR. S. 771/2, Roth, System des deutschen Privatrechts, I, 1880, § 3, Stintzing, Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, I, 1880, II, 1884, Geschichte der populären Literatur des römisch-kanonischen Rechts in Deutschland, 1867, S. XV flg., A. B. Schmidt, Die geschichtlichen Grundlagen des bürgerlichen Rechts im Grossherzogthum Hessen, Giessener Univ.-Programm, 1893.

Die Rechtsentwicklung dieser Zeit wird bestimmt durch die Rezeption des römischen Rechts, deren Wirkungen:

1. in formaler Hinsicht: amtliche Sammlung und Aufzeichnung der Rechtssätze, Fortbildung des Rechts durch die Schriften der Juristen.

2. in materieller Hinsicht: auf vielen Gebieten theils Verdrängung, theils Umwandlung des einheimischen Rechts.

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