Geschichte der Katholischen Kirche Deutschlands von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. 195 3 Geschichte der Katholischen Kirche Deutschlands von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis in die Gegenwart Vorwort. Seit geraumer Zeit haben die Vorgänge in der katholischen Kirche meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen und beschäftigte ich mich in meinen Berufsfreien Stunden mit dem Studium der Geschichte dieser Kirche. Das Interesse an diesen Vorgängen liegt dem Protestanten fast eben so nahe wie dem Katholiken, denn in dem jüngsten Vaticanischen Concil liegt ein Ereigniss vor, das unter Umständen eine welthistorische Bedeutung gewinnen kann, seine Wirkung also weit über die katholischen Kreise hinaus erstreckt. Die Tendenz des Vaticanischen Concils ist keine geringere als die, dem Papst die Stellung zu vindiciren, die er im Mittelalter einnahm, und den Bau der mittelalterlichen Kirche zum Abschluss zu bringen. Weiss die Curie die Beschlüsse des Vaticanums aufrecht zu erhalten und zur Geltung zu bringen, so steht der im Mittelalter begonnene Bau fertig da und das Werk kann seinen Meister loben. Es ist dann durch kirchliche Glaubensgesetze gefestigt, was im Mittelalter nur durch Gunst besonderer Umstände sich vorübergehende und immer wieder bestrittene Geltung hatte verschaffen können. Gelingt es der Curie aber nicht, ihre Beschlüsse zur Geltung zu bringen, hält der Widerstand gegen diese Beschlüsse, der aus der Mitte der katholischen Kirche hervorgegangen ist, an, verstärkt er sich und wird er zu einer Macht in der Kirche, so scheitert die Curie mit ihren Bestrebungen in dem Augenblick, wo sie dem Werk glaubte die Krone aufgesetzt zu haben. |