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fchon unmittelbar zu der folgenden Belehrung über das neue Hohe priesterthum nach der Weise Melchisedek's gehört, wenn gleich 5, 6 u. 10 darauf hingeleitet wird. Denn 5, 11 ff. weist ja deutlich auf etwas Neues und geschärftere Sinne Verlangendes hin. Dagegen findet sich aber in der gewöhnlichen Inhaltsangabe von Cap. 7 ff. wie in der des Berf.'s eigentlich Nichts. Man faßt nicht scharf in's Auge, daß die Beziehung auf Melchifedek, auf die man alles Gewicht legt, selber nur die symbolische Form ist, unter welcher überhaupt der diametrale Unterschied der neuen Oekonomie von der alten dargestellt werden soll, als auf einem schlechthin neuen Lebensgesehe ruhend, zu dem das der alten sich verhalte wie ein irdisches und zeitliches zu dem unvergänglichen und himmlischen (vgl. 7, 16; 8, 2 ff.). Daher auch die Aufhebung der früheren als einer für das legte Ziel die redelwalsvöllig unzuτελείωσις reichenden (7, 18. 8, 13) nothwendig mit der Erreichung dieses Zieles zugleich gesezt sei. Von einer solchen Betrachtungsweise finden sich vorher nur erst leise Andeutungen, indem das neue Verhältniß zuerst noch an das alte, als dessen höhere Potenz, angeknüpft und der Subjectivität der Leser nahe gebracht werden mußte, und am Meisten geschieht dies gerade in dem Abschnitte 4, 14; 5, 10. Erst Cap. 11 kommt dann wieder auf ein gemeinsam Subjectives der ganzen Offenbarungsgeschichte zurück: die nous, wo aber der Zusammenhang mit dem frü: heren von dem Verf. fast ganz vernachlässigt wird. Auch im Einzelnen zeigt sich diese mangelhafte Auffassung des Gedankenzusammenhanges. Daß 1, 2 sich ¿onze zu koiŋoɛ verhalte, wie der Endpunkt der Macht zum Anfangspunkte ist sehr ungenau, eben so wie V. 3 xaduρισμον ποησαμενός midt bloger Stebengebante aut εκάθισεν ift, fonder ges nau damit verbunden als Durchgangspunkt zum Endpunkte. Wenn 2,8 fo verfanben wir, δαβ in τα παντα δις οικουμενη μελλουσα mit eingeschlossen sei, so würde dies auch, wenn es zu dem Begriffe der lehteren irgend paßte, den schiefen Schluß voraussehen: die zukünftige Welt könne den Engeln deshalb nicht unterworfen sein, weil ihnen überall gar nichts unterworfen fei. 3, 1-6 bleibt die Schwierigkeit des Zusammenhanges ganz ungelöst. 4,3 erklärt der Verfasser so: ,,wenn es dort heißt, jene sollen nicht zur Gottesruhe eingehen, so kann der Grund nicht darin liegen, daß diese Gottesruhe selbst nicht vorhanden gewesen wäre, fie war von Anfang der Welt da.“ Aber da= durch wird statt dessen was da steht: Wir gehen ein da er je gez sagt hat: jene sollten nicht eingehen 2c. obwohl die Werke längst vollendet waren die Sache vielmehr so gewendet: wir gehen ein o b= wohl er jenen gesagt hatda ja die Werke längst vollendet waren. Daß die Ruhe eine stets noch vorhandene ist, konnte gar nicht vorausgesetzt werden, sondern es war das zu Beweisende, vgl. V. 9.5, 1 wird zu droganov haußuvouevos selbst nicht einmal die Möglichkeit erwähnt, daß es statt zu d'exigevs auch zum Verb. xadiorarai gezogen

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werden könne, obwohl schon Böhme richtig bemerkt, daß in jenem Falle nas 8-Laußavoueros stehen müßte, und vлeg árdywnwv ihm so ges nau entspricht. Nicht der Gegensaß eines menschlichen zu einem himmlischen Hohenpriester wird hier hervorgehoben, sondern die Prädikate eines jeden Hohenpriesters überhaupt werden auch an Christo nachgewiesen. So deutlich in V. 4 ff., was ganz willkührlich vom Vorigen losgerissen wird. V. 7 u. 9 entspricht dann dem V. 1-3 Aufgestellten, wie B. 5 u. 6 dem V. 4. Cap. 7 ist das Verhältniß von V. 11-14 zu V. 15-17 dadurch nicht erklärt, daß jenes die Erklärung Der Spfalmorte κατα ταξιν Μ. diefes ber 23orte εἰς αἰωνα εί. Denn dort wird nur überhaupt die Veränderung der rašis (B. 12 ff.), hier erst die bestimmte Beschaffenheit der veränderten hervorgehoben. 11, 9 kann nicht die Rede sein von dem festen Glauben Abraham's an den künftigen Besit des Landes, wozu B. 10 nicht paßt, sondern daß er es fiets als ein fremdes betrachtete, war ein Zeugniß seines Glaubens an einen höheren Besit, vgl. V. 13. Zu der Stelle 12, 18-24 wird der Gegensaß beider Oekonomieen wie meist bloß als der des Lieblichen zum Schrecklichen aufgefaßt, was doch genau genommen weder zum Vorigen (B.17) noch zum Folgenden paßt (vgl. V. 25 u. 29). Das Schreckende soll unverkennbar nur die Unvollkommenheit und insbesondere die Aeußerlichkeit der früheren Offenbarung bezeichnen, bei der kein wahres Hinzunahen zu Gott Statt fand, weil sie eine sinnlich und irdisch gegenübertretende war (vgl. das urduqwuery und xezuvμero V. 18); in der neuen sind wir zur unmittelbaren Realität der himmlischen Dinge hindurch gedrungen. Zu 13, 10 ff. ist zwar viel von einer glänzenden Gedankenkette die Rede, aber das Hauptmoment ist nicht hervorgehoben, daß von dem Verhältnisse der Christen zur irdischen Theokratie die Rede ist (vgl. V. 9), denn auf die vollkommene innere und äußere Ausscheidung aus dieser geht das ¿segxwμɛdu V. 13 und nicht auf den Märtyrertod, worauf weder der Zusammenhang noch die Allgemeinheit der Ermahnung paßt.

Fragen wir nun noch kürzlich, was in anderer Beziehung für die Erklärung des Einzelnen geleistet sei, so will Ref. nicht verkennen, daß die sich kund gebende sprachliche und insbesondere historische Gelehrsamtkeit keine geringe ist, wie dies von dem Verfasser nicht anders zu erz warten stand. Daß aber das Beigebrachte überall zur Sache gehörig. und das zur Sache Gehörige wahrhaft verarbeitet sei, ist weniger er kennbar. Allzuvieles gehört in das Gebiet der bloßen Kuriosität, und in den untergesetzten Anmerkungen finden sich vollends minutiöse Unters suchungen über Accente, Parenthesen u. dgl., die Niemand da sucht wie p. 251. 307. 328. Auch über die Pelze der Orientalen wird sehr gelehrt gehandelt p. 392 ff. In der sprachlichen Auffassung ist Manches neu, noch Mehreres aus älteren Kommentaren wieder hervorge sucht, darunter aber nicht weniges Ungründliche oder Erzwungene und

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aus dogmatischen Gesichtspunkten Hervorgegangene. 1, 1 soll nodvus gws x. rolvrgonws bloße rhetorische Amplifikation sein — gewiß kein Forts κ. πολυτρόπως schritt in der Auslegung. — 2, 9 ist gewaltsam so aufgefaßt: den eine Fleine Zeit unter die Engel Erniedrigten erblicken wir in der Pers son Jesu, als dürfte ohne Weiteres eiva ergänzt und toreparoμerov als Apposition gefaßt werden, da doch der Artikel fehlt. Apg. 18, 28 gehörte gar nicht hieber. 3, 1 wird zu drooтolos Braun's u. A. Erklärung aus Talmud. Stellen, wo der Hohenpriester Abgesandter des Synedrium's heißt, wieder zu Ehren gebracht; s. darüber Bl. p. 381.Quoloya ibid. für Bündniß ist mindestens ungenau; die angeführten Stellen könnten eher dafür sprechen, daß es nicht blejes Bekenntniß sondern Gelübde ist. 3, 5 παρρησια – ὑποστασις, πίστις, mis e an und für sich nie heißt, zumal es hier mit v. Ekridos zu verbinden ist wegen ßeßaiur (Bl. p. 418.); auch zavznuɑ für Freude schlechthin ist keine lexikalische Bereicherung. V. 12 soll nornga drióτias stehen wie διδακτος Θ. μης ἀπειραστος κακων. 5, 2 ist μergioлadev aus dem phi= losophischen Gebrauche gut erklärt, aber wie kann B, 7 vlaßeus wenn es nichts als,,bedächtige Sorge" ausdrückt, von der Leidensangst Christi gebraucht sein? Die Bedeutung der ehrfürchtigen Unterordnung unter den göttlichen Willen, die hier durchaus paßt, läßt sich aus 11, 7 und 12, 28 leicht herleiten. Die Erhörung geht ja auch dem Zusammenhange nach bloß auf die rɛhewors durch das Leiden nicht auf die Befreiung davon. — 5, 13 wird zu koyou dixiooving Böhme's durchaus gesuchte Annahme eines Doppelsinnes gebilligt. Warum muß denn auch die paulinische Rechtfertigung hier nothwendig gemeint sein, wo der allgemeinere Begriff der innerlichen Lebensvollkommenheit im Gegensaß zu einer noch an äußeren Bedingungen haftenden Lebensrichtung genügte? Loros d. also: die darauf hinzielende Lehre — 9, 4 zu ovpigion will der Verf. noch das von der bloßen Verzweiflung ersonnene Mittel gut heißen, es von einem goldenen Rauchfasse zu verstehen. Wie konnte wohl etwas so Abgelegenes und im Pentateuch (worauf die Schilderung zurückgeht) gar nicht unter den Uebrigen Erwähntes, noch vor der Bundeslade und mit Uebergehung des Rauchaltars aufgeführt werden? Wenn 8, 2 und,9, 11 bei dem himmlischen Heiligthume die Möglichkeit einer höhern Materialität, eines ätherischen Stoffes“ zugelassen wird, so gesteht Ref., daß ihm dies mindestens nicht specifisch verschieden dünkt von den ,,rohen" Auffassun= gen anderer Interpreten, die gewissermaßen noch eher zu entschuldigen sind, da sie ihre eigenen Ansichten von denen des Briefs unterscheiden. Man sieht nicht, wie Alles dergleichen bestimmter hätte abgewiesen werden können als es an jenen St. durch die Epitheta geschieht (vgl. auch 9, 24: eis uỷtov v. oỷgavov), man müßte denn auch, was den Angelpunkt des Ganzen ausmacht, den Gegensas des Himmlischen und Jr= dischen (und somit den des Neu- und Altteftamentlichen) auf den Uns

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terschied von etwas feiner und gröber reduciren! wöhnliche Bedeutung des dianen Bund festgehalten werden, tros dem daß V. 17 dann nicht nur alle Beweiskraft sondern auch jeden erträglichen Sinn verliert, denn das Opferthier zum „Stifter des Bundes“ zu machen, können wir nicht für einen solchen anerkennen. && ist übersehen, daß ́diad, ursprünglich Verfügung heißt und dies wird hier nur bestimmter als V. 15 auf die leßte Verfügung bezogen. Die Auskunft zu den Worten der Psalmstelle in 10,5: owμa de xarngriów por daß die LXX. den Sinn völlig frei ausgedrückt, hätten: das Geoffenbarte für die Offenbarung, heißt ihnen zu viel zugemuthet. Symmach. und die Quinta und Sexta zeigen ja, daß nurηgrow wirkliche Uebers. des sein sollte. 11, 19 soll nagaßoly nach der Weise einiger Erklärer insperato, magno discrimine bedeuten; er hat ihn in kühnem Magniß davongetragen. Dagegen spricht aber außerdem daß nur nαgaßolus so vorkommt am Meisten das na davor, da alsdann bloß kzoμigato, das neuhervorzuhebende war, nicht aber der bloß aus dem Vorigen herübergenommene, Begriff des Wagnisses. Daß sonst els ragaß. stehen müßte, ist unrichtig, denn nicht zum Vorbilde sondern vorbildlich trug er ihn davon, vgl. das v 4, 11.11, 40 wird der ¿v einfache Sinn durch dogmatische Deutungen verwirrt. Daß die Väter schon die telelwars empfangen hätten, obwohl nicht die nayyelia, ist eine grundlose Distinktion, und der Gedanke: fie verlangten die Verheißung nicht, damit wir vorzugsweise an ihrer Tewas Theil erhielten, ist kontort in sich selbst, auch den Worten widersprechend. 12, 9 narɛgus πατέρας Το σαρκος ἡμων = σαρκικοί. Durch die Beziehung von xɛzavμεvo zu opel 12, 18 wird die Koncinnität der Glieder zerstört, aber auch der Gedanke ist nicht gefaßt, denn eben das sinnlich Bestimmte soll an dem Feuer wie an dem Berge hervorgehoben werden. 12, 27 hätte zu ús rezoiquevov mindestens erwähnt werden müssen, daß es auch absolut. gefaßt werden kann, wie sonst zugoroinros, von dem irdisch Geschaffes nen, was leicht den Vorzug verdienen möchte. Wie konnte zu 13, 21 für die Beziehung des & auf Christus als der unzweifelhafteste Beweis 1 Petr. 4, 11 angeführt werden? Die Stelle läßt eben so wohl die andere Beziehung zu. Dergleichen falsche Belege sind nicht selten. Sollen wir nun noch etwas über die zahlreichen und gelehrten doktrinellen Erörterungen sagen (wie zu 2, 14 über die Ueberwindung des Todes und Teufels; zu 2, 18 über die Versuchbarkeit Christi; zu 6, 2 ff. und 10, 26 ff: über Abfall und Umkehr u. a.) so stoßen wir hier auf manche an und für sich bedeutende und treffende Bemers kung. Aber so wenig ist es dem Verf. darin eigentlich um die Ausmittelung des besondern Lehrgehaltes der bezüglichen Stellen etwa durch Vergleichung biblischer Parallelen zu thun (immer schon ein hors d'oeuvre der Exegese), daß er sich vielmehr von vorn herein auf den Standpunkt einer dogmatischen Untersuchung der Frage ganz im AllXX. Bd. 1. Heft.

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gemeinen begiebt, zu der er das Material aus allen Jahrhunderten zuz sammenbringt. Und er verhehlt es gar nicht, daß er von dem Resul tate derselben das Verständniß der Stelle selbst abhängig mache, weshalb er auch jene zuweilen voranschickt, s. p. 235. Der Gewinn für

die biblische Theologie (an welche doch die Eregese ihre Resultate zus nächst abzugeben hat) ist daher ein sehr zweideutiger; denn wie hier aus der paulinischen Lehre auf unseren Brief geschlossen wird, so brauchte die Operation nur umgekehrt zu werden, um allens falls zu den entgegengeseßten Resultaten zu gelangen. Ob aber die Dogmatik oder auch nur die christliche Erkenntniß überhaupt bei dies fem (nur zu beliebt gewordenen) vorgreifenden Verfahren eventuell gewinnen könne, ist doch zu bezweifeln, da der Untersuchung aller eigent= liche Boden abgeht, was sich in dem Schwebenden der Resultate deutz lich verräth. Ein Beispiel p. 240:,,Demnach ist es allerdings richtig, daß die Seinigen Niemand aus seiner Hand reißt, falls sie die von ihm gestellten Bedingungen erfüllen, falls sie bleiben in ihm.“

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Sehen wir daher von dem Geleisteten auf das mit Recht zu Erwartende hin, so möchten wir das Bild der Vorrede, das uns einen unverhüllten Blick in das Innere des Buchs zu versprechen scheint, nur dahin umdeuten, daß der Verf. die Hülle zwar weit genug gelüf= tet habe, um den allgemeinen Grundzüg apostolischer Geistesverwandtschaft auch hier wieder zu erkennen, aber in dem Eifer das was er gesehen,,,nicht bloß für sich zu behalten“ habe er versäumt, sich die tieferliegende Eigenthümlichkeit der Züge im Ganzen wie im Einzelnen mit einzuprägen. Das Verdienstlichste der Arbeit möchte Ref. in den Beilagen suchen, auf die jedoch hier nicht näher einzugehen ist. Ueber die Citate des A. T.'s im N. und über den Opfer- und Priesterbegriff im A. und N. T. geben sie äußerst Brauchbares, zwar mehr anregend als erschöpfend. Die allgemeine Bestimmung des Opfers als einer Ergänzung der inneren Hingabe p. 69 ist wohl nicht genügend, da der christliche Begriff nicht mit darin enthalten ist und die Bezie= hung auf ein positives Schuldbewußtsein jedenfalls dem Opferbegriffe inhärirt. Möchte doch Schelling sich bald hierüber äußern. p. 106 wird das Genugthuende des Opfers Christi durch einen offenbaren Cirkel auf die mystische Einheit des Hauptes mit den Gliedern gegründet, die vor und unabhängig von dem Erlösungswerke gar nicht gedacht werden kann. Als Anhang zu Beilage I. ist beigegeben: Ueber die Hermeneutik des Paulus mit besonderer Beziehung auf Gal. 3, 16, worin viel Schönes.

Nr. 3 ist in der Scholienform abgefaßt, und enthält daher meist nur kurz die Resultate der Auslegung mit den nöthigen Belegen. Abweichende Auslegungen sind zwar angegeben, aber nicht durchgehend und meistens nur Kuinoel und Böhme. Der Verf. hat sich be= müht, den Inhalt des Br.'s, dessen Reichthum und Erhabenheit die

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