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schlags und Baaders bekannt ist, auf ihren Messen eines regen Kleinverkehrs; doch ließ auch ein berühmter Buchhändler wie Rusch schon 1470 die Nördlinger Messe mit gelehrten Werken2 bereisen. Am 1. März 1500 schrieb Koberger, welcher Geld zu beschaffen hatte: ,So kommt Nördlinger und Straßburger Messe, so will ich abermals thun soviel mir möglich ist; im nächsten Jahre am 29. Mai gab er bezüglich der Nördlinger Messe die gleiche Zusage.

4. Buchhändlerverkehr.

Büchermessen.

Straßburgs Messen sind von alters her von Bedeutung, bereits Gutenberg 3 hat auf der Fastenmesse Zahlung geleistet; 1480 wurde Amerbach mit seiner Frau von Rusch zur Straßburger Messe erwartet, Koberger erwähnte dieselbe als Absatzgelegenheit im Sommer 1499 und 1500, auch Grüninger that 1524 der Johannismesse Erwähnung, doch trat in den Geschäftsbriefen die Stadt viel weniger als Messplatz denn als buchhändlerischer Vermittelungsplatz auf. Von Anbeginn eine Hauptpflegestätte des Buchdruckes, wurde der Ort durch seine sehr, günstige Lage bald zu einer Art buchhändlerischen Kommissionsplatzes; namentlich in dem Verkehr der beiden deutschen Städte Basel und Nürnberg war Straßburg als Mittlerin die kerndeutsche dritte.

Der gewandte Adolph Rusch, selbst Drucker und Buchhändler, Papierhändler und Geldmann, spielte zwischen Papierbereitern, Buchhändlern und Buchdruckern, so auch zwischen Koberger und den Baselern den gewichtigen Mittelsmann, und selbst der Kommittentenschmaus auf der Messreise ward von ihm schon im Jahre 1481 als Streit und Leid freudig tilgendes Mittel verwandt.

Der Papierhändler Friedrich Brechter war geradezu als Kommissionär thätig; durch ihn, seinen Vetter und Diener gingen Sendungen und Briefe, Geld und Wechsel: im Ver

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kehr Kobergers mit den Baselern spielte er eine wichtige Mittlerrolle, sein Diener erledigte in Lyon für Koberger Geschäfte, auch auf der Buchhändlermesse in Frankfurt war er im Herbst 1503 zur Stelle.

Die Büchersendungen, welche Koberger von Basel nach Straßburg anordnete, waren sämtlich nicht für Straßburg bestimmt, sondern teils für Lyon (1499), teils für Nürnberg (1499-1502), überhaupt gingen alle Frachtsendungen von Basel nach Nürnberg über Straßburg.

Auch von Nürnberg nach Straßburg war häufig Gelegenheit; Koberger schrieb 1502 an Amerbach: So findet Ihr alle Wochen hier Gesellschaft auf Straßburg, dass Ihr wohl wieder heim mögt kommen mit Lieb.'

Auch für den Briefverkehr bildete es die Vermittelung zwischen Nürnberg und Basel; Koberger nahm (1499) an, dass die Baseler alle Tage wohl Botschaft gen Straßburg haben könnten; dass die Straßburger fast alle Tage Gelegenheit hätten, nach Nürnberg Briefe zu schicken, betonte er von 1496 bis 1503 zu wiederholten Malen, Kunz Krug, Stephan Clim, Heinrich Ingolt, am häufigsten aber Friedrich Brechter sind die von ihm angeführten Vermittler.

Auch als Zahlplatz diente ihm Straßburg des öfteren; im Gegensatz zu Lyon sind es jedoch hier abgesehen von dem erwähnten einzigen Falle nicht dortige Messeinnahmen, über welche er verfügte, sondern in Nürnberg an Straßburger Mittelsleute bar eingezahlte Geldbeträge. So schrieb er am 29. Mai 1501,Gestern vor Datum ist hergekommen des Heinrich Ingolts Diener, dem will ich auf das Mindeste 400 fl. einantworten und seinem Herrn dabei schreiben, Euch solch Geld auf Basel zu schaffen und vierzehn Tage darauf: Ich habe Euch gestern vor Datum geschrieben mit einem eigenen Boten, wie ich Euch gemacht habe zu Wechsel auf Straßburg 900 fl. rh., die wird Euch ausrichten Friedrich Brechter." Diesen Betrag nahm Hans Peter laut Quittung selbst zu Straßburg in Empfang.

Gegen Ende des Jahres ließ Koberger in Straßburg auf gleiche Weise durch dieselben Mittelmänner rasch hinterein

ander drei Einzahlungen für Basel leisten,wollet das erfordern an Friedrich Brechtern und Heinrich Ingolt, da ich solche geschriebene Summe Geldes bar hier eingelegt habe, nämlich erstlich 200 fl., nachfolgend 300 fl., darnach 95 fl.' Zum ersten Betrag liegt der Begleitbrief Brechters nach Basel vor; einer größeren Papiersendung fügte Brechter .200 Gulden an gutem Golde von Herr Anthoni Kobergers wegen' bei, in einem Fässchen zusammen mit Papier und Handschriften, welche ihm gleichfalls Koberger zum Beifügen gesandt hatte.

Im Juli 1502 ließ Koberger wiederum von Straßburg aus 400 Gulden zahlen, im Oktober des Jahres sprach er sich bei einer abermaligen Zahlung über die Gründe aus, warum er, nachdem Hans Peter weder auf der Messe gewesen, noch nach Nürnberg gekommen sei, nicht in Basel sondern in Straßburg Zahlung leiste: So habe ich allenthalben Forschung gehabt unter den Kaufleuten, ob ich Euch solch Geld auf Basel zu Wechsel hätte mögen machen, habe ich nicht bekommen mögen, sondern ich habe hier einem frommen ehrbaren Kaufmann eingelegt tausend Gulden bar, soll man Euch zu Straßburg ausrichten; bitte ich Euch, Ihr wollet Meister Hansen Peter auf Straßburg verordnen, dass er solche 1000 fl. nehme, bei Stephan Clim werdet Ihr solch Geld finden und derselbe Stephan wird Euch solch Geld ausrichten und wollet andres nicht denn gut Geld nehmen, da ich ihm hier gute Gulden in Gold bar eingelegt habe.' Auch zu Beginn 1505 diente ihm Straßburg als Zahlplatz für Basel, außerhalb der Messzeit.

Aus dem Gesagten ergibt sich, dass Straßburg zwar Messen hatte, welche für den Vertrieb der Bücher benutzt wurden, dass aber die große buchhändlerische Bedeutung des Ortes nicht auf diesen Messen, sondern auf dem eigenen Buchdrucke, dem Handel mit Burgunder Papier, zumal aber auf der durch die günstige Lage veranlassten Blüte des Frachtgewerbes beruhte und dem Verkehre der Buchhändler

untereinander diente.

Als Buchhändlermessplatz von größerer Bedeutung erwies sich Leipzig. Die Leipziger Messen 2 standen an Alter und Bedeutung denen Frankfurts am nächsten; im Jahre 1170 noch Jahrmärkte, 1268 schon Messen, waren sie im 15. Jahrhunderte bereits Hauptstapelplätze des europäischen Handels. Papst Martin V. gewährte 1419 gewisse Rechte, Kurfürst Friedrich II. verlieh neben dem von alters her bestehenden Oster- und Michaelismarkte einen Neujahrsmarkt, welcher 1466 vom Kaiser Friedrich III. unter Verbot (1469) des Halleschen Neujahrsmarktes bestätigt ward; Kaiser Maximilian I. stellte 1497 und 1507 alle drei Jahresmessen unter den Schutz von Kaiser und Reich.

Den Löwenanteil an den Leipziger Messen hatten die Nürnberger Kaufleute, welchen 1467 das Privileg erteilt worden war, durch Sachsen auch im Kriegsfalle mit ihrer Stadt zu reiten, und über deren Verkehr mit Leipzig noch über hundert Jahre später der sächsischen Regierung berichtet wurde 3. Schon für das Jahr 1493 lässt sich der Besuch eines Nürnberger Briefmalers, des Caspar Ryß, auf der Leipziger Oster- und Michaelismesse nachweisen, wie auch im Jahre zuvor der Kölner Buchführer Wilhelm Bel die Leipziger Ostermesse besucht hatte, und außerhalb der Messzeit bereits seit dem Jahre 1489 der Besuch verschiedener fremder Buchführer in Leipzig nachzuweisen ist. Ein herzogliches Pressverbot von 1495 behandelte Leipzig als einen entwickelten Büchermarkt für solche, welche , an anderen fremden Orten drucken und das gen Leipzig bringen lassen. Jede der Messen dauerte acht Tage, die Ostermesse vom Sonntag Jubilate bis Kantate, jede hatte ihren bestimmten Zahltag.

Auch Anthoni Koberger nahm beträchtlichen Anteil an den Leipziger Messen, das geht aus seinen Schreiben vom Januar und März 1505 hervor: ,Ich habe geschrieben allenthalben, wo ich Geld habe, dass mir das verordnet wird auf Leipzig in den Ostermarkt; da hoffe ich eine gute Summe Gelds zusammenzubringen, soviel das wird, will ich Euch alles zuschicken auf Straßburg oder Basel. Jetzund zu Leipzig in der nächst künftigen Ostermesse, so werde ich

haben bei 2000 fl. zu Leipzig an eitel Münz, die will ich zu Gold machen mit Schaden. Wie bedeutend eine solche Summe in jener Zeit war, erhellt, wenn man in Erwägung zieht, dass damals der Anteil der neuen großen Reichssteuer des gemeinen Pfennigs 1, 1 fl. von 1000 fl. Vermögen, welcher zunächst in der vorläufigeń Form eines Anlehens eingezogen wurde, für die gesamte Stadt Frankfurt annähernd dieselbe Summe — 2100 fl. — betrug.

Um die Zeit der Leipziger Herbstmesse zuvor hatte Koberger die besondern Verhältnisse dieser Messe näher beleuchtet; hiernach war es der Handel mit dem Osten, welcher das Hinterland für die Leipziger Messe bildete, dessen schwierige Verhältnisse sich in langem Kredite, ungünstiger Währung und unsicherer Zahlung auf dem Messplatze widerspiegelten, denn von der erhofften Summe ging Koberger erst am 17. Juni der erste Teil mit 700 fl. ein.

Auch für den Vertrieb der Schedelschen Chronik wird. Leipzig bei der Schlussrechnung 1509 genannt; neben den dort bereits verrechneten Exemplaren im Betrage von 16 fl. 10 sch. und dem gleichen Konrad Hummel geborgten Betrage, hatte Hanns Schmidhoffer für 30 fl. 10 sch. Exemplare bezogen.

Auch andere Nürnberger Buchdrucker verkehrten mit Leipzig; Anfang Februar 1503 erwähnte Koberger, dass Meister Georg Stuchs von Leipzig angekommen sei: derselbe setzte den Verkehr in bedeutendem Umfange fort, denn 15152 machte er in Leipzig eine Wechselforderung aus Schuld an Ulrich Meyer und Hans Leimpach 632 fl in Gold anhängig, von denen 200 fl. auf das letzte Nürnberger Heiltum, der Rest auf das Michaeliseinkaufen zu Nürnberg verzielt wurde. Der Baseler Druckergesellschaft hatte Koberger die Leipziger Messverhältnisse im Herbste 1504 als etwas Fremdes auseinander gesetzt. Bernhard Kessler von Basel aber war von 1508 bis 1512 alljährlich auf der Leipziger Messe und zwar in des großen Buchhändlers Augustin Pantzschmann Gewölbe: auch Nickel Lamprecht von Basel besuchte Leipzig 1511; überhaupt lässt sich in den Jahren

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