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Heere gegen die Türken und schlug fie in zwei großen Schlachten, bet Peter wardein (5. Aug. 1716) und bei Belgrad (16. Aug. 1717). Nach diesen großen Verlusten erklärten sie sich im September 1717 zum Abschluß eines Friedens geneigt. Prinz Eugen erhielt Vollmacht, auf Grund des gegenwärtigen Besißstandes die Verhandlungen zu beginnen; dieselben hatten aber anfangs keinen Fortgang, da der fran= zösische Gesandte den Sultan zur Fortsetzung des Krieges zu bestim= men suchte. Endlich drang der Mufti mit den Ulema's, welche den Frieden wünschten und von dem englischen Gesandten unterstüßt wurden, durch; man beschloß, die Verhandlungen ernstlich zur Hand zu nehmen. Zum Congreßort wurde Passarowiß, ein serbisches Städtchen am Einfluß der Morawa in die Donau, bestimmt. Destreich hatte im Laufe des Krieges Temeswar und fast ganz Serbien erobert; wenn es daher als Basis des Friedens den gegenwärtigen Besißstand aufstellte, so war es allerdings im Vortheil. Anders verhielt es sich mit den Venetianern; fie hatten Morea verloren, die Türken ihrerseits nahmen die vorge= schlagene Basis an, da sie ihnen Morea überließ, wenn sie sich auch im Norden des Reiches zu bedeutenden Abtretungen an die Oestreicher verstehen mußten. Die beiden venetianischen Gesandten verhandelten lange mit dem Prinzen Eugen über diese für sie so unbillige Basis, die ja gerade Das den Türken übergab, um dessen Rettung sie den östreichischen Beistand angerufen hatten. Vergebens! Die kaiserlichen Bevollmächtigten erklärten ihnen, daß Venedig auch noch das von den Türken belagerte Corfu verloren haben würde, wenn die Oestreicher nicht die Schlacht bei Peterwardein gewonnen hätten; das erhaltene Corfu müsse für das verlorene Morea entschädigen. Die Venetianer verloren also in diesem, unter englischer und holländischer Vermittlung am 21. Juli 1718 zu Passarowiz abgeschlossenen Frieden die Halbinsel Morea und behielten blos einige eroberte Pläße in Dalmatien und Albanien; für Oestreich dagegen war dieser Frieden der glänzendste, den es jemals mit der Türkei geschlossen. Es behielt fünf Districte der kleinen Walachei, den ganzen Banat, einen Theil von Serbien mit Belgrad, bis an die Morava und Drina; auf dem rechten Ufer der Unna Jassenoviß, Dubicza, Alt- und Neu- Novi; ja es würde noch mehr erreicht haben, wenn der ausgebrochene spanische Krieg nicht zum Frieden gedrängt und die Türken ermuthigt hätte. Zu gleicher Zeit brachte der ehemalige kaiserliche Resident am türkischen Hofe, Fleischmann, zu Passarowiz mit der Pforte einen Handelstractat zu Stande. Nach demselben genießen die östreichischen Unterthanen in der Türkei Freiheit des Handels; die östreichische Regierung hat das Recht, im türkischen Reiche Consuln und Agenten anzustellen, die persischen Kaufleute können, gegen eine Ab= gabe von 5 Procent, durch die türkischen Staaten nach den östreichischen Handel treiben; türkische Juden dürfen sich nicht ohne Aufforderung in die Handelsgeschäfte der Destreicher als Sensale eindrängen u. s. f. — Der Frieden von Passarowiß findet sich abgedruckt bei Lünig, teutsches

Reichsarchiv, partis generalis continuatio II, bei Christ, Ruhe des jezt lebenden Europa II. Band, bei Dumont T. VIII. P. 1., im großen Universallericon von Zedler, Lpzg. und Halle 1732, unter Passarowiß, und anderwärts.

3. Friede zu Belgrad.

(18. Sept. 1739.)

Die Russen waren ohne Kriegserklärung in das türkische Gebiet eingefallen und hatten Assow genommen. Vergeblich suchte die Pforte durch die Vermittlung England's und Holland's zu ihrem Rechte zu ge= langen; Rußland antwortete auf den Versuch dieser Mächte, die Sache friedlich beizulegen, durch eine förmliche Erklärung des Krieges (26. Juli 1736). Dem östreichischen Internuntius übergab der Großwesir ein Schreiben an den Hofkriegsrathspräsidenten Grafen Königsegg, worin er auseinander seßte, daß Rußland ohne alle Ursache den Krieg begonnen habe. In der Antwort auf dieses Schreiben (Januar 1737) trug Destreich der Pforte die Beschwerde Rußland's vor, erklärte sich als Verbündeten dieser Macht und erbot sich zur Vermittlung. Die Pforte nahm diese Vermittlung an, bestand aber auf der Räumung Assow's. Dest= reich jedoch ging auf diese Räumung nicht ein, erklärte vielmehr, daß es für seinen Verbündeten die Waffen ergreifen müsse, wenn man ihm Assow nicht überlasse, sezte den lezten Termin auf den 1. Mai 1737 und begann sodann den Krieg, in der Hoffnung, seine Grenzen ansehnlich zu erweitern und so einen Ersaß für seinen Verlust von Neapel und Sicilien zu erhalten. Allein diese Hoffnung schlug fehl; Oestreich war sehr unvollständig gerüstet, es mangelte an Allem. Seckendorf (früher östreichischer Gesandter am preußischen Hofe, der sich bereits auf einem seiner Güter in Sachsen zur Ruhe gesezt hatte) wollte das angebotene Commando gar nicht übernehmen, als er sich von den äußerst mangelhaften Vorbereitungen überzeugt hatte. Der Feldzug nahm allerdings einen äußerst vortheilhaften Anfang (12. Juli 1737), aber der Verlauf schlug völlig zum Nachtheil der Oestreicher aus. Man schrieb das Unglück der östreichischen Waffen in Wien einem „üblen Willen“ Seckendorf's zu (der General wurde verhaftet und starb als Gefangener), sezte den Grafen Königsegg an seine Stelle; aber auch dieser, der jezt einen zweiten Feldzug begann, war gegen die Türken überall im Nachtheil. Königsegg wurde abgerufen; auch der Herzog Franz von Lothringen (Gemahl der Maria Theresia) verließ jezt die Armee, und Graf Wallis erhielt für den dritten Feldzug (1739) den Oberbefehl. Er wurde bei Kroßka an der Donau von den Türken entscheidend geschlagen (23. Juli 1739). Nun suchten die Oestreicher einen billigen Frieden zu erhalten; die Grafen Wallis und Neipperg begannen die Verhandlungen, der französische Gesandte Villeneuve vermittelte. Die Türken bestanden

auf der Ueberlieferung Belgrad's, ohne daß die Festungswerke vorher geschleift werden dürften, wozu man sich endlich verstand. Am 18. Sept. 1739 wurde der Friede auf 27 Jahre förmlich abgeschlossen. Die Oest= reicher traten Belgrad und ganz Serbien, die östreichische Walachei, einen Theil von Bosnien und Orsowa an die Pforte ab. Die Donau und Sau sollten die Grenze beider Reiche bilden. Das Banat von Temeswar blieb den Oestreichern. Die Grafen Wallis und Neipperg wurden beschuldigt, daß sie diesen Frieden eigenmächtig und gegen die kaiserliche Instruction geschlossen hätten, in Untersuchung gezogen und bestraft. Dies konnte jedoch die Verhältnisse nicht ändern. Rußland, welches glücklicher gegen die Türken gefochten hatte, als Dest= reich, war jest auf seine alleinige Kraft angewiesen und daher gleichfalls zum Frieden geneigt, der unter der Vermittlung des französischen Gesandten zur nämlichen Zeit zu Belgrad zu Stande kam. Rußland gab seine Eroberungen, mit Ausnahme Assow's, das geschleift wurde, an die Pforte zurück; dagegen erkannte die Pforte den russischen Kaisertitel an. Der Friede von Belgrad findet sich abgedruckt bei: Joh. Jac. Moser, der Belgradische Friedensschluß, mit Beilagen und An= merkungen, Jena 1740, bei Wenck, codex juris gentium, I. Band, und anderwärts.

4. Friede zu Sistowa.
(4. Aug. 1791.)

Hoffnung auf Vergrößerung seines Gebietes, namentlich die Absicht, die im Belgrader Frieden verlorenen Gebietstheile wieder zu gewinnen, welche einst der Frieden von Passarowiß an Oestreich gebracht hatte, be= stimmten den Kaiser Joseph, an dem Kriege der russischen Kaiserin Katharina gegen die Türkei theilzunehmen. Die Feldzüge der Russen von 1787 und 1788 waren ohne bedeutende Erfolge; der Kapudan Pascha schlug die russische Flotte bei Sebastopol; der russische General Potemkin eroberte im Sturme das stark befestigte Oczakow. Am 9. Febr. 1788 hatte auch Oestreich der Türkei den Krieg erklärt, an= geblich, weil die Pforte die östreichische Vermittlung in dem Kriege mit Rußland nicht annehmen wollte, nachdem eine östreichische Heerabtheilung schon vorher den Versuch gemacht hatte, Belgrad zu überrumpeln. Kaiser Joseph führte das Hauptheer persönlich; allein Anstrengungen und Seuchen rafften einen großen Theil der östreichischen Truppen dahin; der Kaiser kehrte krank nach Wien zurück (wo er am 20. Febr. 1790 starb). Jezt übernahm der berühmte Laudon das Commando, eroberte Belgrad (8. Oft. 1789), einen großen Theil Serbien's, der Prinz von Coburg drang in der Walachei vor. Auch die Russen machten unter Suwarow bedeutende Eroberungen. Diese Erfolge beunruhigten England, Holland, Preußen und Schweden; Schweden schloß (9. Juli 1789)

einen Subsidien, Preußen (16. Jan. 1790) einen Allianztractat mit der Pforte, und preußische Heere rückten an die östreichische und russische Grenze. Der König Friedrich Wilhelm von Preußen wollte zwar dem Kaiser Leopold II. die Grenzen des passarowißer Friedens zugestehen, aber nur, wenn Preußen, zur Herstellung des Gleichgewichts, von Polen die Städte Danzig und Thorn erhielte (Schreiben des preuß. Königs an den Kaiser Leopold vom 15. Apr. 1790). Wiewohl nun auch Destreich Truppen gegen die preußische Grenze marschiren ließ, so war es doch beiden Mächten mit dem Kriege nicht Ernst; die in Frankreich immer bedenklicher um sich greifende Revolution stimmte zum Frieden. Auf einem Congreß zu Reichenbach, wozu Oestreich die Abge= ordneten Reuß und Spielmann, Preußen den Minister Herzberg sandte (27. Juni 1790), wollte man eine Ausgleichung versuchen. Destreich versprach auf diesem Congresse mit der Pforte Friedensverhandlungen auf Grund des Besißstandes, wie er vor dem Kriege gewesen sei, einzuleiten; Preußen übernahm die Vermittlung und bedingte sich eine Entschädigung, wenn die Pforte freiwillig einiges Gebiet an Destreich abtreten würde. Vorläufig schloß Oestreich mit der Pforte einen Waffenstillstand zu Giorgewo. Die Friedensunterhandlungen wurden unter preußischer, englischer und holländischer Vermittlung am 30. Dez. 1790 zu Sistowa eröffnet, zogen sich aber sehr in die Länge. Endlich kam der Friede am 4. Aug. 1791 zu Stande. Destreich erhielt, im Vergleich zu dem Glücke seiner Waffen, nur geringe Vortheile. Der für Destreich so ungünstige belgrader Frieden wurde aufrecht erhalten und der Status quo, wie vor dem Kriege, hergestellt. Nur Orsowa, die Unnagrenze und Dreßnig bis Gzettin wurden von den Türken an Destreich abgetreten. Der Friede findet sich abgedruckt bei Martens recueil de traités, Band V.

Instrumentum Pacis,

inter Romano - Caesaream Majestatem et Otto

manicam portam

subscriptum

CARLOWIZII

die 26. Jan. 1699.

In nomine Sanctissimae et Individuae Trinitatis.

Ad perpetuam rei memoriam. Notum sit omnibus et singulis, quorum interest: Posteaquam per sedecim hucusque annos saevum, exitiale et multa humani sanguinis effusione cruentum adeo bellum cum plurimarum provinciarum desolatione gestum esset inter Serenissimum et Potentissimum Principem et Dominum Leopoldum, electum Romanorum Imperatorem semper Augustum, Germaniae, Hungariae, Bohemiae, Dalmatiae, Croatiae, Slavoniae Regem, Archiducem Austriae, Ducem Burgundiae, Brabantiae, Styriae, Carinthiae, Carniolae, Marchionem Moraviae, Ducem Luxemburgiae, Superioris et Inferioris Silesiae, Wirtembergae et Teckae, Principem Sueviae, Comitem Habspurgi, Tyrolis, Kyburgi et Goritiae, Marchionem Sacri Romani Imperii, Burgoviae, ac Superioris et Inferioris Lusatiae, Dominum Marchiae Slavonicae, Portus Naonis et Salinarum etc. ab una: et Serenissimum atque Potentissimum Principem et Dominum Sultanum Mustaffa Han, Ottomannorum Imperatorem, ac Asiae et Graeciae, ejusque gloriosos praedecessores ab altera parte; misertique tandem afflictae subditorum sortis summe dicti ambo Potentissimi Imperatores, finem tantis in perniciem generis humani in dies augescentibus malis ponere, serio in animum induxissent, factum Divina bonitate esse, ut annitentibus et conciliantibus Serenissimo et Potentissimo Principe et Domino Guilielmo Tertio, Magnae Britanniae, Franciae et Hiberniae Rege, uti et Celsis ac Praepotentibus Dominis Ordinibus Generalibus Unitarum Belgii Provinciarum, solennes ea de causa tractatus Carlovizii in Sirmio, prope confinia utriusque imperii, instituti atque ad finem perducti fuerint. Comparentes quippe dicto loco utrinque

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