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they schuldig die andere zu schirmen gewaltiglich, und nach Gestalt der Sach. 7. Und wann solches geschieht, so soll eintwederer Theil, ohn deß anderen Gunst und Verwilligen mit seinen Feinden nit Frieden, oder einigerley Bestand machen, dann in solcher Gestalt sollen wir bleiben mit einanderen, und dweder Theil unwüssend des anderen nichts beschlieffen. 8. Item als dann mancherley Zweyung sich erhebt in unserem wahren Chriftlichen Glauben auß Ursach newer Secten, fo durch sonder Prediger under dem Schein deß Heiligen GOttes Worts ausgespreit, dardurch etliche Stätt und Herrschafften von dem alten Christlichen Glauben gefallen, und neue vermeinte Lehr angenommen haben, die doch Chriftlichem Gesag widerig ist. Da feind Wir obge= melt Partheyen schuldig jedwedere der anderen, ob Uns jemand in unseren Stätten, Ländern und Gebieten, und unseren Zugehörigen wolte von dem wahren Gesaß GOttes, und von unserem alten Christlichen Wäsen und Glauben trengen, daß Wir Leib und Gut zusammen seßen wollen, und einanderen darbey schirmen, und handhaben. 9. Und mit sonderheit, so ist in disem Burg- und Landrecht die Milterung, uns Und von Vallis der Nachlaß beschehen. Also so dick, und viel, und in was Sach sich begibt, daß eintwederer Theil dem anderen Theil Hilff und Zuzug beweisen soll, und würd, wie dann obstath, fo soll der Theil so die Hilff schickt, und thut, solche Hilff in seinem Koften selbs tragen, 10. Item ob fich begab, dàs GOtt lang wende, daß unser dweder Theilen Underthanen des anderen Theils Underthanen leibloß thath, so soll umb solchen Tooschlag gericht werden an denen Enden, da solcher Todschlag beschehen ist. 11. Item es soll auch dweberer Theil des anderen Underthanen, umb einigerley Schulden, oder ander ehrlich Händel nit verschlagen, verhäfften noch verbietten, und ist der Kläger schuldig seinen Schuldner zu bejagen, und berechtigen, vor seinem ordentlichen Richter, und daselbst soll umb solche Schuld fürderlich, und außträglich Gericht erstattet werden. 12. Item es soll auch dwederer Theil den anderen, oder seine Underthanen mit einigerley newen Beschwärd, Zöllen, oder newen Auffsäßen nit beladen, sonder soll es zu beeden Theilen bleiben nach altem Brauch. 13. Jtém es soll auch zwüschen Uns Partheyen Kauff und Verkauff, wie freundlich und nachbarlich ist, allezeit gebraucht werden. Item, 14. und ob sich begab, das GOtt in Ewigkeit wende, daß Wir die genanten Orth Lucern, Ury, Schwyz, Underwalden, Zug, Fryburg, Solothurn, oder etliche Orth under Uns besonder mit einander in Zweytracht kämen, und der einte Theil Rechts begehrt, und der ander

Theil dem Rechten nit wolte begegnen, oder statt geben, alsdann seind Wir von Wallis schuldig dem Recht begehrenden zu dem Rechten zu verhelffen, und beyständig zu sein. 15. Deßgleichen seind auch Wir obgenanten Derther denen von Wallis schuldig, ob sie mit einem unser der obberürten Dertheren zu Stöß kämen, Ihnen auch zu dem Rechten zu verhelffen, und beyständig zu sein. 16. Und hierinnen behalten Wir zu beeden Theilen vor all Geistlich und Weltlich alt Freyheiten, Bräuch, Übung und Härkommen, wie Wir beed Partheyen das bißhär in unseren Stätten, Dörfferen, Länderen und Gebietten gebraucht haben. 17. Darzu so behalten Wir auff beeden Partheyen vor, alle älter Pünd, darin Wir vor Datum obgemelts Burg- und Landrechts verfast seind, allein außbeschlossen den Artikel berührend den Chriftlichen Glauben, den zu schirmen soll uns kein älter Pund nit irren. 18. Und damit solch ewig Burg- und Landrecht, sambt der Erleuterung, und Capittel, nach Inhalt diß Brieffs zu ewigen Zeiten stäth und vest gehalten werde, so haben Wir zu beeden Theilen solches alles wie obstahth, wahr, und stäth zu halten, und dem trewlich zu geleben, und nachzukommen mit Eydschwörung zu GOtt, und den Heiligen bevestnet, und bestäth darzu abgered, und angesehen, daß Wir zu beeden Theilen solch unser Burg- und Landrecht ewiglich in zehen Jahren einest, wenn es von dwederem Theil begehrt wird, mit Eyden, wie dann der Brauch ist, erneweren und bevestnen sollen, und ob aber solches anstunde, und nit beschehe, sollen nichts desto minder, wie unsere Brieff inhalten, veftig= lich von beden Theilen und allen unseren ewigen Nachkommen gehalten werden, Gevärd und Arglift vermitten und außgeschlossen. 19. Und des alles zu wahren und offnem Urkund, so haben Wir obgenänte Orth der Eydgnoßschafft, nämlich Lucern, Ury, Schweiß, Underwalden, Zug, Fryburg, Solothurn, 2c. unser Stätt und Länder Insiglen offentlich laffen hencken, so dann Wir Adrianus Bischoff von Sitten, zc. Unser Bischöfflich Infigel, auch Wir Thumb-Decan, und Capittel unsers Capittels gemein Infigel, deßgleichen Wir die obgenanten fiben Zehnden, nämlich Sitten, Syders, Leügck, Raren, Visp, Brig, und Goms, ein jeglicher Zehnden sein gemein Infigel offentlich hencken laffen an disen Brieff. 20. Hierin ist auch zu wüssen, daß diß Burgrecht und Verständnuß, erstlich und anfangs durch uns sechs Orth Lucern, Ury, Schwyz, Underwalden, Zug, und Fryburg, an einem, so dann dem Hochwürdigen Fürsten, und Herren H. Philippen am Hengarten der Zeit von GNttes Gnaden erwöhlten Bischoffe zu Sitten, 2c. Welcher aber demnach gemelt Bistumb - Thumb freywillig refigniert und über

geben hat, und Uns Thum-Decan und gemeinen Capittel des Löblichen Stiffts daselbs, auch Uns Haubtman, Räth und gemeinen Landleüthen, und ganzen Gemeinden der fiben Zehnden, nämlich Sitten, Syders, Leügek, Raren; Visp, Brig, und Goms, der ganzen Landschafft Wallis am anderen Theil, auff den zwölfften Tag des Monats Merzen im fünffzehen hundertesten, zwanzigsten, und neunten Jahr auffgericht, und aber jezt letst durch uns obberührt beed Theil mit obgenanten unseren Lieben Eydgenoffen von Solothurn, 2c. ernewert, angenommen, und nach Laut obgeschribner Articklen eingangen und beschloffen worden, in der Statt Lucern, Mitwochen vor St. Thomas des Heiligen Zwölff= botten Tag von Chrifti JEsu unsers Lieben HErren Geburt gezelt, Tausend fünffhundert, dreyßig und drey Jahr.

XXIX.

Ewiges Burgrecht zwischen den Grafen von Neuenburg und der Stadt Bern.

Vom J. 1406.

(Aus Leu's helvet. Lericon, Artikel Neuchatel. Bundesrecht S. 208.)

1. In GOttes Namen, Amen! Wir Graf Conrad von Fryburg, Graf und Herr zu Neüwenburg, ze einem Theil, und Wir der Schultheiß, die Näht und Burgere, und die Gemeinde gemeinlich der Statt Bern ze dem anderen Theil, thun kund allen den, die disen Brieff sehen oder hören lesen, nu oder hienach, daß Wir ze beiden Theilen einer ewigen getreuen Fründschafft übereinkommen sind, in den Worten und Gedingen, als hienach geschriben staht:

2. Deß Ersten so haben Wir der vorgenant Graf Conrad, für Uns, für unser Erben, und für alle unser Nachkommnen, die wir harzu vestenklich verbinden in der vorgenanten Statt Bern ein ewig Burgrecht an uns genommen und empfangen, durch unser und aller der unseren Nug und Ehr willen, und ze einer Beschirmung unsers gemeinen Landes und Leuten, daffelb Burgrecht wir auch nun angehends für uns und für alle unser Erben und Nachkomnen leiblich ze GOtt

und den Heiligen gelobt und geschworen haben von dißhin jemerme ewiglich stat und unwandelbar zehanne, dabey ewiglich zebleiben und dasselb Burgrecht nimmerme von keinerley Sach wegen aufzegeben, noch davon ze scheiden, bey den vorgenanten unseren geschwornen Eyden, und bey guten Treüwen, ohn alle Gefehrde. 3. Darzu so geloben Wir auch für uns und die Unseren als vor, den vorgenanten von Bern und allen den ihren; wider alle Personen, fie seven Geistlich oder Weltlich, in welerley Statt oder Wesen fie seyen, die dieselben von Bern, oder die ihren an Leib, an Gut, an ihren Freyheiten, Rechtungen, oder an ihren guten Gewohnheiten wider rechtes angreiffen, schädigen oder bekümmeren wolten, getreüwlich mit Leib, und mit gut, und mit ganzer Macht, oder mit so viel, als sie uns dann mahnen werden, hilfflich ze seyn, ihren Schaden zewenden, und ihren Nuß und Ehr zefürderen, 4. darzu so sollen auch alle unser Schloß, Stätt und Vestinen ihnen offen seyn, und darinn enthalten werden zu allen ihren Nöhten, doch Uns und den Unseren unschädlich und unwüftlich fürderlichen und ohne verziehen, als dik, und als vil sie des nothdürftig werden, und uns darum ermahnen, bey guten Treüwen, und ohne alle Gefehrd: 5. Doch so behaben Wir derselb Graf Conrad harunder vor alle unser Herren, von denen wir jez Lehen haben und auch unser lieben getreüwen Mitburgere von Soloturn und Murten, in semlichen Worten; Were, daß dieselben unser Herren, von denen wir jez Lehen haben, von dißhin Krieg mit den vorgenanten von Bern, oder den ihren habende wurde, so sollen und wollen wir in denselben Kriegen still sizen, und entwederem Theil beholffen seyn, noch durch unser Schloß, Stett und Vestinen auf die vorgenanten von Bern die obgenanten unser Lehenherren noch die ihren in deheine Weiß lassen ziechen, noch darin enthalten; Darzu, so sollen auch wir denselben von Bern darum keinerley Keüff, es sey an Salz, an Wein, noch an an= deren Dingen nicht absagen noch verschlahen, wond derselb Kauff ihnen und den ihren an Salz, an Wein, und an aller ander ihr Nothdurfft, in aller unser Herrschaft, ewiglich offen seyn soll, noch von keinerley Sach wegen nimmermehr für Uns noch die Unseren abgesprochen noch verschlagen werden: 6. Were aber, daß wir der vorgenant Graf Conrad von dißhin von deheinem Herren, dehein Lehen, so an uns von Gabe, von Erb, von Koffes, oder von Dienstes wegen fallen wurd, bekennen und empfahen wurden, gegen denselben Herren sollen und wollen wir allwegen diß Burgrecht genglich vorbehalten. 7. So verjehen aber wir die vorgenanten unseren gnädigen Herren Graf Con

raden von Fryburg, alle sein Erben und Nachkommnen zu unserem ewigen Burger und in unser Statt Schirm genommen und empfangen haben, und loben ihme auch bey unseren guten Treüwen und ohn alle Gefehrde wider alle Personen, sie seyen Geistlich oder Weltlich, die ihn an Leib, an Gut, an Ehren, oder an seinen Freyheiten wider Rechts angreiffen, schädigen oder bekümmeren wolten, getreüwlich hilfflich zuseyn mit Leib, mit Gut, und mit seiner ganzen Macht seinen Schaden zewenden, und sein Nuß und Ehr zefürderen, als dik als vil Ihme das nothdurfftig wird, und uns darum ermahnet, ohn alles Verziehen und Widerred inrent disen nachgeschribnen Zihlen und Marchen, nemlich nuß an den Wald ob Famergu und ung an die Kirchen ze Verriery ungefahrlich.

8. Und also so behaben auch Wir die vorgenanten von Bern uns felber harunder vor das Heilig Römisch Rych, unser lieben Burger von Fryburg, unser lieben getreuen Eydgnoffen von Soloturn, und alle die, zu denen Wir vormahls mit Bünden, Vurgrecht, Eiden oder Brieffen verbunden sind, ungefahrlich.

9. Wir der vorgenant Graf Conrad sollen und wollen auch den vorgenanten von Bern unsere Ehrbare Bottschafft, als dit fie Dero bedörffen in ihrem Coften leihen und geben, daffelb sollen und wollen auch Wir die obgenanten von Bern gleicher weiß hinwider thun, 8. und ensol auch entweder Theil under uns, noch auch die Unseren für den anderen um enfein Sach Pfand noch Hafft seyn; 9. Darzu so sol auch under uns den vorgenanten beiden Theilen, noch under den unseren niemand den anderen auf enkeine geistlich noch fremde Gerichte laden, denne allein um Ehr und um offenen Wucher, 10. was Sachen, Stöffen und Ansprach, och Wir der vorgenant Graf Conrad, oder die Unseren an die vorgenanten von Bern, und die Ihren, oder Wir die von Bern und die Unseren, an den obgenanten unseren Herren Graf Conrad und die feinen von dißhin an einanderen zesprechen gewinnen, darum sollen Wir ze beiden Theilen, wenn deweder Theil von dem anderen darum gemahnt wird, ze gemeinen Tagen kommen gehn Walprechtswyl in das Dorf, und ist das die Sach, da in Fründschafft nit übertragen mag werden; 11. Ift denne die Ansprach eins, so uns dem vorgenanten Graf Conrad zugehöret, der sol einen Obman nemmen in dem Raht ze Bern, welen er will, ist aber die Ansprach eins der unseren von Bern, der sol einen Obman nemmen under des vorgenanten unsers Herren Graf Conrads geschwornen Rähten, welen er will, und sollen och wir denn ze beiden theilen dieselben Oblüt, die es vor der datum diß Brieffs

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