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Umtriebe der sogenannten katholischen Gesellschaften für gute Bücher.

Es ist bekannt, daß sich in Paris und Bors deaux, in Grenoble und in den Niederlans den eine Société catholique de bons livres befindet, deren Hauptzweck auf Verbreitung solcher Bücher ges richtet ist, die in dem Geiste des Papstthums geschries ben sind. Durch sie soll der Haß gegen die Protestans ten angeflammt, und die mühsam errungene Vernunft des 19. Jahrhunderts wieder zur Vernunft des 13ten zurückgebracht werden.

Diese sogenannte katholische Gesells schaft für gute Bücher seht sich nun auch in Desterreich und Baiern fest, und es hat den Anschein, als ob sie Desterreich zu dem classischen Boden ihres Schleichhandels für ganz Deutschland ausersehen habe; denn öffentliche Blätter melden uns die bedauerliche Nachricht, daß, es kostet Mühe, es zu glauben der Kaiser von Desters reich sich die Dedication einer neuen Lebensbeschreis bung des heiligen Franciscus de Sales habe gefallen laffen. Die List der påpstlichen Congregas tionen erscheint unter allen Formen, um gegen den ausdrücklichen Buchstaben der Staatsgefeße Contres bande einzuschwärzen, so weit gefährlicher ist, als die Vest selbst. Alle Hebel werden von der römischen Partei in Bewegung gefeßt, das Volk und sein Aufs Streben zum Besseren niederzuhalten. Regis ad exem

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1830.

plum totus componitur orbis! Hat sich einmal der Monarch für dergleichen Bücher öffentlich erklärt, und der Hof an eine von Jefuiten parfümirte Atmosphäre gleich dem Magen des Mithridates, der alle Tage eis nige Tropfen Gift_nimmt, gewöhnt, so bleibt das Ministerium aus Ehrgeiz und Wetteifer auch nicht zus rück, das Volk folgt seinem Beispiel, und die Heilis gen Biographien werden Volksbücher, von dem gros Ben Haufen begierig angehört und gelesen. und fragt ein durch den Zeitgeist gebildeter Katholik: ob es ges recht, oder auch nur edel sey, die Katholiken unserer Zeit mit den Schwachheiten der Genossen ihrer Ges meinde aus einem dunklen Zeitalter zu plagen, und so ihren Glauben und sie selbst gehässig zu machen, so wird er von dem Papste und den Bischöfen des offen ausgesprochenen Tadels gegen den unwandels barsten, feierlichsten und geheiligsten Gebrauch der rôz mischen Kirche angeklagt; denn wer dürfte es wagen, über die goldene Legende und den Simeon Metaphras stes zu lächlen?

Man kann die Gefühle mitempfinden, die eine fast bis zu 6 Millionen angewachsene Zahl der afas tholischen Glaubensbekenner in dem österreichischen Kaiserstaate bald mehr bald weniger hat durchdringen müssen bei der Nachricht über den gelungenen Kunsts griff ihrer Gegner, die kühn genug seyn konnten, dem erhabenen Kaiser Franz ein Buch wider die Keßer zuzueignen; Ihm, unter dessen milden Zepter die Rechte der Akatholiken vermehrt wurden, Ihm, der

das im 16. Artikel der deutschen Bundesacte von ihm mit ausgesprochene. Princip der Gleichheit der christlichen Religionsparteien viel früher in dem bürs gerlichen Gesetzbuch sanctionirt hatte; indem schon hiernach die Verschiedenheit der Confession auf die Privatrechte keinen Einfluß haben soll, außer infos ferne dieses bei einigen Gegenständen durch die Ge seze insbesondere angeordnet ist *).

Es ist begreiflich, wie peinlich dieses niederschlas gende Ereigniß für so viele Protestanten des österreis chischen Kaiserreichs seyn muß, besonders in einer Zeit, wo für die erstaunliche Masse von Falschheit und Trug eines abgeschmackten gefährlichen und vers folgungsfüchtigen römischen Systems die Wohlthat der Vergessenheit allgemeiner zu werden anfing.

Man kann sich über dieses Wehmuth erweckende Zeichen der Zeit freimüthiger nicht erklären, als durch eis ne gewissenhafte kurze Schilderung der Haupttugenden jenes neu empfohlenen römischen Helden. Sein schwärs merischer Eifer für Ausrottung der Reformirten ging so weit, daß er zu diesem Zwecke Zwangsmittel und gewaltz fame Anstalten zu empfehlen kein Bedenken trug. So rieth er im J. 596 in einem schriftlichen Gutachten dem Herzoge von Savoyen, der seit dem Jahre 1594 den Schweizern den beträchtlichen Landesstrich von Chab lais und von drei dazu gehörigen Aemtern entrissen hatte, und die katholische Religion einführen wollte, alle reformirten Prediger aus seinem Lans de zu verjagen, weil sie nicht allein die Untertha nen an ihrer Bekehrung hinderten, sondern auch mit dem Feinde des Staats (er meinte ihre Glaubensges nossen in dem nahen Geneve) in Verbindung stünden; er rieth ferner, alle Kezerischen Bücher aufs suchen zu lassen, und das Lesen derselben schlech terdings zu verbieten, endlich auch den Refors mirten alle Aemter, Würden und Ehren zu nehmen, und sie den katholischen zu ertheilen, weil jene sich derselben zur Unterstüßung ihres Irrthums, und sich zur Vertheidigung ihrer Glaubensgenossen verbunden fühlten. Als die Staatsråthe des Herzogs dagegen vorstellten, daß man bei dieser Unternehmung nichts übereilen dürfe, daß besonders in Grenzlåns dern Vorsichtigkeit anzuwenden sey, weil die benach barten Schweizer sich ihrer Glaubensgenossen anneh men und wenigstens viele Unterthanen aus den Hers zoglichen Ländern auswandern dürften; erinnerte der feurige Keßerbekehrer dawider, daß die Auswanderung hartnäckiger Köpfe nur Gewinn für das Land feyn würde. Er wußte den Herzog völlig zu überres den, so daß dieser außer den reformirten Predigern noch viele andere, die feine Religion nicht annehmen wollten, sein Gebiet zu räumen nöthigte, und in mans chen Städten die noch vor wenigen Jahren bestätigte Religionsfreiheit völlig aufhob.

*) B. G. B. §. 39,

Franz von Sales hat, wie in feiner Canonis fationsbulle gerühmt wird, 72000 Keßer bekehrt *). Ueber seinen Bekehrungseifer drückt sich das römische Brevier so aus: Vindicandis ab haeresi Calviniana chaballicensibus, aliisque Genevae finitimis populis, divini verbi praeco destinatus est. Quam expeditionem alacri animo suscipens, asperrima quaeque perpessus est, saepe ab haereticis conquisitus ad necem, variisque calumniis et insidiis vexatus. Septuaginta duo millia haereticorum ad catholicam fidem reduxisse dicitur, inter quos multi nobilitate et doctrina insignes numerantur. p. 551. Brev. Rom.

Ein der Verfolgung der Protestanten gewidmetes Buch dem Kaiser von Desterreich dediciren, heißt Feuerbrände und vergiftete Pfeile gegen seine evangelische Unterthanen schleudern. Schon der Ges danke an eine solche Dedication ist die höchste Unvers schämtheit, und Verfündigung an diesem erhabenen Herrscher, der als Muster in der Menschenliebe alle Unterthanen seines Reiches, welcher Confession fie auch zugethan seven, mit gleicher Liebe umfaßt, der be fonders als Mitglied des heiligen Bundes die gemeins schaftliche Schuhpflicht nicht einer, sondern aller christlichen in ihrer öffentlichen Existenz anerkannten Kirchen gegen päpstliche Angriffe der Verfolgungssucht in dem weltbürgerlichen Geiste hervorgerufen, und insbesondere jede Proselytenmacherei bei ernster Strafe verboten hat.

Ueber das rechte Princip von dem aller Unterricht ausgehen muß, und über den staatsgefährlichen Einfluß des Jesuitis

mus auf die Volksbildung.

Zu der Erziehung nach gewissen, mit mehr oder weniger klaren Bewußtseyn gedachten Regeln, ohne welche kein Mensch zu einer wahrhaften Bildung hers anreifen kann, gehört der Unterricht. Was die Alten, Plato (in seiner Republik), Aristoteles (in seiner Politif), was Campe und Pestalozzi, was von den Neueren, Niemeyer, Zacharia und unser nüßlich eingreifende Krug über die beste Ers ziehungs und Unterrichtsmethode der Mit's und Nachwelt überliefert haben, das hat die Regieruns gen mächtig gespornt, für den zweckmäßigeren Unters richt Vieles zu thun. Aber noch immer geschieht zu wenig, um den Menschen für sein Volk und mit dies fem für die große Gesellschaft der Civilisation, die man Staat und Kirche nennt, zu erziehen. Ja, was bisher für allgemeine Volksbildung geschehen ist, verdient nicht mit Unrecht den Vorwurf der Dürftige

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feit und Einseitigkeit, weil es dem bisherigen Geiste der Politik gemäß eher sonderte und zersplitterte, eher Zwietracht und Trennung nährte, als zum freund lichen Anschließen einlud, und da, wo es Noth that, versöhnend dazwischen trat. Was ich hier sage, wird einleuchtend, sobald man einen unbefangenen Blick auf die verworrenen Bruchstücke wirft, welche unsere Lehr und Volksbücher und die Erklärungen und Ers örterungen derselben enthalten. Nackt und seeletartig ist das Bild des Menschen und Staatenlebens darin dargestellt. Ohne Fingerzeig auf die verborgene Hand, welche die Fäden der Ereignisse zusammen? hält, ohne Hinblick auf den Zweck, in welchem auch die widersprechendsten Erscheinungen zusammenstims men, ohne Andeutung des Zusammenhanges, in wels chem auch die nach Zeit und Raum entferntesten Be gebenheiten sich zu dem großen Gemälde der fortschrei tenden Entwickelung der Menschheit verknüpfen. Kein Wunder, wenn so Vieles dunkel und zerstückelt in den Geist der Lehrlinge übergeht. Es ist ein Hauptfchler unserer Schulen, daß man die Zweige des Unterrichts zu sehr spaltet, zu tabellarisch verfährt, und die Lehrs plane *) so einrichtet, daß nur ja recht Vieles gesagt werde, damit Bieles erlernt und gewußt werden köns ne, ohne Beherzigung der großen Wahrheit, daß das Wissen aufblähet, wenn nicht zugleich dafür gesorgt wird, daß mehr das Gemüth des Lehrlings erwärmt, als fein Gedächtniß in Anspruch genommen werde. Man legt es ordentlich recht darauf an, alle Kräfte und Fähigkeiten am Kinde aufzuregen, und den Kopf auf Unkosten des Herzens vorzuschieben. Im Fache der Erziehung ist nichts verderblicher, als die Kin der mit Früchten der Erkenntniß so voll zu füttern, daß es dem schwachen Geist unmöglich werden muß, fie alle gehörig zu verarbeiten, und, ohne Nachtheil für sich und andere, in sich aufzunehmen. Daher sehen wir leider so abgerichtete Knaben alttlug fich's anmaßen, gleichsam als Lehrer und junge Weisheits apostel schon alle Welt felbft in die Schule zu neh men, und nicht selten ihren Våtern und gepriefenen Lehrern den Staar zu stechen. Für die buchliche Unterweisung der mittleren und unteren Volksclass sen, welche zugleich für die hdheren, und selbst die

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*) Der beste Lehrplan ist ohnehin wur eine Form, imd es fommt das meiste auf Männer an, die ihr Leben und Geist einbauchen und da, wo die Form mangelhaft ist, fich selber Gesch sind, und ohne die auch die beste Borschrift todt ist. Es ist daher die Einseitigkeit sehr zu beklagen, mit welcher in der Wahl und Anstellung der Lehrer mitunter za Werke gegangen wird. Mon verfährt dabei viel zu leicht und schnell mit dem Ruf persönlich unbekannter Männer. Oft find es verschrebene, eckigte, pedantische, steife, phantastische, versauerte, trúbselige Menschen, ohne persönliche Würde und ohne heitere Ansicht des Lebens; die bet aller Gelehrsamkeit nicht verstehen, ihr eignes Wissen dem Hörer in succum et sanguinem zu verwandlen, weil ihnen Lehrgabe und Vortrag abgeht. Solche Lehrer können nicht practisch und segensvoйl auf die Jugend wirken. Unter ihnen leidet nur diese auf eine unverantwortliche Weise.

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gelehrten Stände die unumgänglich erforderliche Vore schule ausmachen sollte, und welche weit mehr, als manche begreifen, ein dringendes Bedürfniß der Zeit, und daneben ein treffliches Mittel in den hånden der Regierungen ist, sich die Achtung des Volks und den vernünftig freien Gehorsam zu sichern, genügen nicht kalte Namenregister, nicht bloße Geschichtstas feln und chronologische Beschreibungen der Kriege und Schlachten. Wohlausgeführte Voltsbücher sind das wahre Bildungsmittel des Volkes für die Zwecke des Staatenvereines. Wie ein folches Volksbuch beschaffen seyn müsse, können wir nicht besser), als mit den Worten eines römischen Dichters bezeich nen: es muß aus ihm zu entnehmen seyn, was gleis cherweise dem Armen wie dem Reichen frommt, und deffen Verabsäumung dem Jünglinge wie dem Greise Schaden bringt *) und zwar nach dem Culturftande jeglichen Volkes abgemessen, und in der ihm eigens thümlichen Art vorgetragen. Besonders muß, was die Religion betrifft, das Volksbuch auf die Bis bel gegründet seyn." Es muß als Vorbereitung der Jugend zum ernsteren Bibelstudium und insbesons dere als Haus und geistiges Hülfsbuch für die groe ßere Menge, welcher die Bibel felbft, wenigstens in der katholischen Kirche, leider noch minder zus gänglich ist, eine Auswahl biblischer Geschichten ents halten, die mit richtigem Sinn erlesen, und mit ders felben treuen Einfalt und kunstlos aufrichtigen Herzs lichkeit vorgetragen seyn müßten, welche die Paras beln und historischen Erzählungen der heiligen Schrifs ten des alten wie des neuen Testaments auszeichnet. Und soll das Volksbuch wahrhaft für das Heilige erwecken, so muß es ein fortlaufendes Zeit- und Sitz tengemälde enthalten, wie solches sich aus Moses und Hiob's und Salomons Geschichten und Sprüchen der Weisheit, aus Davids Gefängen, aus den kehren und Gleichnissen des Welterlös fers, aus den Reben und Thaten der Apostel, ers haben und doch verständlich, anschaulich und voll Tieffinn zugleich, wohl zusammenstellen läßt. Ein Volksbuch aus diesem' biblischen Gesichtspunkte aufs gefaßt, macht gerecht im Urtheile, liebevoll im Ges muth und friedfertig im äußeren Verkehre mit seines Gleichen. Und so wie es dem herzlosen Indiffes rentismus entgegenarbeitet, so auch seßt es einen tüchtigen Damm gegen die Berkeßerungssucht und jegliche Sectirerei, welche, von einem firchs lichen oder nationalen Vorurtheile ausgehend, ihrem System das Uebergewicht, oder ihrer Genossenschaft die Präminenz zu sichern bestrebt ist **); und in diea.

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fem Streben die Aaßenwelt, als in einem beständigen Antagonism gegen diese begriffen, in einem gehåssigen Lichte zeigt, die Leidenschaften entzündet, alte Vorurs theile aufrecht hält und befestigt, und die hergebrachs ten Volksantipathien und den engherzigen Egoismus, an dem jedes rein menschliche Gemüth erlahmt, von Generation zu Generation weiter pflanzt. Das Volks, buch muß hiernächst auch berechnet seyn auf mans nichfaltige Lehre und Warnung, auf gemeinnützliche Lebensweisheit, und muß daher eine faßliche Ges schichte des Wachsthumes und der Erziehung ber Menschenfamilie, wie sie allmählig sich über den Erd boben verbreitet und ihm mit schweren Mühen die Gestalt abgewonnen hat, in welcher jetzt die bewohne ten und gebildeten Länder - prangen, liefern; denn nur die Kenntniß dessen, was vor uns geschehen und gethan ist, kann Licht geben über das, was noch für uns zu thun übrig ist, um zum Biete zu gelangen. Unvollkommen aber würde das Volksbuch noch im mer seyn, wenn es nicht auch würdige Vorstelluns gen verbreitete über, die Natur überhaupt und die Erbe insbesondere, damit der Mensch sich nicht hin geworfen glaube in ein Chaos unzusammenhängender Erscheinungen und streitender feindseliger Kräfte, son dern sich als eingefügt in eine herrliche Ordnung des Weltalls, welche das Größte wie das Kleinste mit Weisheit und Güte bedacht hat, begreifen lerne, die Natur mit Ehrfurcht betrachte, und mit theilnehmens der Liebe umfaffe! Denn ewig wahr bleibt, was Göthe fagt:

Glaube dem Leben! Es lehrt besser als Redner und Buch.

Der Mensch ist nur ein halber, ist er nicht ein Freund und Forscher der Natur., fiya

· Es fehlt unfrem Zeitalter nicht an den rechten Männern, die geschickt zur Ausführung eines solchen Werkes find. Aber man darf kühnlich behaupten, daß diejenigen, denen, die Sorge für das innere Wohl der Staaten obliegt, zu wenig für diesen Zweck ermuns

tern.

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So viel im Allgemeinen von der Unterweisung durch ein zweckmäßiges Volksbuch.

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Erfreuliches Zeichen der Zeit. Ein uns längst in Spanien erlaffener königlicher Befehl bes weist, daß man dort gegen die Jesuiten aufgebracht ist. Nur Vorwärts! Hört Spanien auch auf, der Sit eines scheußlichen Inquisitionstribunals zu seyn, und gelangt es endlich zu einer Souverainetât, die eine andere ist, als eine priesterliche, so wird die moras lische und physische Kraft des spanischen Volks fich entwicklen, und Spanien wird in der Reihe mächs tiger Staaten wieder aufblühen. Wie hoch stand Spanien, als ihm Zunge und Schrift noch nicht ges bunden war, so wie im politischen Gewichte, so in der Schäßung im Reiche der Geister?

In Frankreich ist eine Ueberseßung der Stuns den der Andacht erschienen, die bort außerordentlichen Beifall findet, und von allen rationalistischen und aufs geklärten Theologen der protestantischen und katholis chen Kirche gerühmt und empfohlen wird.

Das hohe Intereffe für dieses Werk nimmt übers all zu, je mehr sich die Ueberzeugung verbreitet, daß dessen größter Theil aus Kellers trefflichen Pres digten entstanden, in denen dieselbe Ordnung, Ans ficht und Wahl der Gegenstände herrscht. Man vergl., was darüber im ersten Bande von Georg Viktor Kellers Nachlaß, (Freiburg im Breisgau 1830) S. 11-14 gesagt wird.

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Aus Breslau. Unter dem Präsidium des Herrn Fürsten von Pleß Durchlaucht ist hier eine zweite Missionsgesellschaft errichtet worden.

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In der allgemeinen evangelischen Kirs chenzeitung hat Herr Profeffor Steffens einen Seelsorger aus Schlesien vertheidiget, von dem es im Publikum heißt, daß er einer Sterbenden den Trost der Kirche versagt hat, weil sie ihm nicht bußs fertig genug geschienen,

Bioon verbotenen Buchern mit Sorgfalt durch ganz EuAuskunft Sur Seit, wo Rom seine Kas talogen ropa verbreitete, gab in England Dr. James zu Oxford einen solchen Katalog mit sehr zweckmäßigen Glossen heraus, wo "man unter andern auch diejenigen Keger verzeichnet fand, die sammt ihren Werken zum Tode verurtheilt worden wären. In welcher deutschen Bibliothek befindet sich dieser Katalog?

Und wo kann man Einsicht von dem Edict des Königs von Frankreich nehmen, wodurch dem unglücklichen Professor Ra = mus das Lesen seiner eignen Werke verboten würde?

Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich 2 Nummern. Der Preis für 52 derselben beträgt 2 Rthlr. 15 Sgr. Preuß. oder 4 Fl. 30. Kr. Rhein. Bestellungen werden von allen Buchhandlungen und Postám tern des In- und Auslandes angenommen. Erstere wehden sich an unterzeichnete Verlagsbuchhandlung, Lestere aber an das hiesige Königl. Preuß. Grenzs Post - Amt.

Halle, im Juli 1830.

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Buchhandlung von Friedrich Ruff.

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Ueber das rechte Princip von dem aller Unterricht ausgehen muß, und über den staatsgefährlichen Einfluß des Jesuitis, mus auf die Volksbildung.

(Beschluß.)

Nun noch etwas über das Hauptprincip aller Volksbildung. Es beruhet auf einer sitts lichen åcht evangelischen Grundlage, auf dem Streben nach Licht und Wahrheit, das zu keiner Zeit für vollendet erklärt werden kann. Geht der Unterricht von einer evangelischen Pflichtenlehre aus, so wird er niemals andere als heilsame Folgen haben, ohne diese werden sich eine Menge mißverstandener Ideen verbreiten, wodurch die Menschen aufgeregt, mit ihrem Zustande mißvergnügt, und folglich gefähr lich für den Staat gemacht werden. Nur durch die Pflichtenlehre und den ihr angemessenen Unterricht kann das Menschengeschlecht vor den Verirrungen bes wahrt werden, welche zu Revolutionen führen. Der große Zweck aller Schulen, von den niedrigsten bis zu den höchsten, muß immer der seyn, die Gemüther von dem doppelten Grundsaße der evangelischen Lehre burchdringen zu lassen, nämlich von der Liebe ges gen Gott und der Menschenliebe. Schärft man blos die erstere ein, so bildet man Mystiker, deren frommelndes Treiben eben so unnük als verderblich

1830.

ift. Cultivirt man im Gegentheil die Menschenliebe ohne die Liebe gegen Gott, so raubt man den menschs lichen Tugenden ihre schönste Krone und entzieht seis nen Schülern die kräftigste Stüße, welche sie im Forts gange ihres Lebens unter Hindernissen und Gefahren so nothwendig brauchen. Ganz besondere Sorgfalt erfordert die Entwickelung des Vermögens, Gott und den Menschen zu lieben, vou dem Zeitpunkte an, wo der Zögling seinen Erziehern nur dunkle Gefühle darbietet, bis zu der Epoche, wo seine Vernunft durch die Schule der Philosophie den gehörigen Grad von Uebung erlangt hat. Es wird Alles gelehrt, nur das nicht, was am nothwendigsten ist, nämlich nicht genug Moral. Das zu hat man zu wenig Lehrstunden. Der Katechismus und die Predigten, die gewöhnlichen Mittel, deren man sich zum Vortrage der Sittenlehre bedient, reis chen bei weitem nicht hin. Bei allem Guten, was der Katechismus enthält und bewirkt, sind die jungen Seelen doch noch nicht ganz empfänglich für die kurzen Lehren desselben, und es wäre daher nöthig, in spås teren Jahren zu dem Studium der Moral zurück zu kommen, besonders wenn der Zögling zu einer hd, hern Bürgerklaffe gehört und einst Pflichten zu ers füllen hat, die etwas schwieriger und verwickelter als gewöhnlich sind.

Predigten find allerdings sehr wirksam zur Vers breitung moralischer Ideen; aber da sie an eine ge mischte Menge ohne Unterschied des Alters, des Stans des und des Charakters gerichtet sind, so können sie

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