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Derbheit durch die Schrift de servo arbitrio (Dec. 1525) 15). Erasmus vergalt gleiches mit gleichem in seinem Hyperaspistes (1526) 16). So trat nun der gefeyerte Erasmus in die Reihen der Feinde der Reformation über 17), obgleich er nicht

Germanis. Itaque si nihil edidissem, praebuissem ansam et theologis, et Monachis, et illis Romanensibus figulis, — ut facilius persuaderent Pontificibus ac Monarchis quod persuadere conabantur: postremo hos furiosos Evangelicos habuissem iniquiores.

Nam ipse rem tractavi modestissime.

Et tamen quod scribo, non scribo adversus animi sententiam,
quanquam ab hac quoque libenter discessurus, ubi persua-
debitur quod rectius est. An Luthers strengem Augustinismus
nahmen Viele Anstoß. Herzog Georg v. Sachsen bezeichnete in ei
nem Schreiben an den König v. England dd. 7. Id. Maj. 1523 als
Luthers Grundirrthum (Seckendorf comm. de Luther. I, 277),
quod bonorum et malorum necessitatem a Deo pendere sta-
tuat, errore ne Ethnicis quidem tolerando, quo omnis hu-
manae rationis vis, omne consilium, jus denique omne,
quod vel praemium bonis, vel poenam malis decernit,
latur.

15) T. Witenb. II, 457. Jen. III, 160.

16) Opp. ed. Lugd. X, 1249.

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17) Ueber die Wirkung seiner Streitschrift schreibt er ad Jac. Sadoletum d. 25. Febr. 1525 (Opp. III, I, 854): non paucos revocavi a factione damnata, et jam passim redduntur literae, quibus declarant se persuasos libello de libero arbitrio ab hoc Lutheri dogmate descivisse. Dagegen ad Hier. Emser 1527 (l. c. p. 1056): Quid mea diatriba civilius ? Quid profecit tamen, nisi quod Lutheranos excitavit ad majorem insaniam ? Id non ignarus futurum, tamen morem gessi Regi et Card. Angliae, Pontifici et doctis aliquot amicis, non tacens interim quid esset sequuturum. Den heftigen Gegnern Luthers that Erasmus noch lange nicht genug. Albertus Pius, Princeps Carpensis, wiederholte in einem Schreiben an ihn, welches zu einer Schrift angewachsen war, (v. d. Hardt hist. liter.

aufhörte, zu versöhnenden Maasregeln gegen dieselbe zu rathen 18).

Ein noch weit empfindlicherer Schlag für die Reformation war der Abendmalsstreit, und die durch denselben bewirkte Trennung der såchsischen von den schweizerischen Reformatoren. Carlstadt, der schon bey den Wittenberger Unruhen von 1521 eine Hauptrolle gespielt hatte, gab die Veranlassung dazu.

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Reform. I, 114 ss.) 1526 die alte Anschuldigung, daß er der eis gentliche Urheber der Reformation, und zur fortgesetten Bekäm= pfung Luthers verbunden sey p. 127: Quid in eum posses, modo velles, declarasti libello tuo de libero arbitrio, quo Lutherum non exagitas, non perturbas modo, sed prosternis, eneQuod si idem praestiteris dogmatibus in caeteris, jam non erit, quod suspicari possint homines, ullo pacto convenire tibi cum Luthero. Si autem praeterieris, hoc edito libello potius suspicionem adauxisti. Putabunt enim multi, si aeque in caeteris dissensisses, pariter caetera te fuisse refutaturum, quae silentio probare videaris, hoc uno tantum improbato. Vgl. über den Streit dieses Fürsten mit Erasmus Heß Leben d. Er. I, 843. Dem Erasmus folgend, wendeten sich auch seine entschiedenen Freunde von der Reformation völlig ab, z. B. Johann v. Bosheim, Domherr zu Costnig (s. I. v. B. von K. Walchner. Schaffhausen 1836. S. 65 ff.).

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18) Vgl. Erasmi consilium Senatui Basil. in negotio Lutherano datum v. J. 1525 (in Erasmus Leben v. Heß II, 577 deutsch in Wursteisens Baster Chronik B. VII Cap. 13), z. B. Si Tigurinis persuaderi possit, ut imagines, formam Missae reponerent,

donec ex publico orbis consilio statueretur super his, valde pertineret ad totius Helvetiae concordiam. Et tamen si id non possit persuaderi, nolim hac gratia moveri bellum, sed expectare potius occasionem. De sumptione Eucharistiae, si id pio affectu petatur ex consensu regionis tribus verbis, impetrabitur a Pontifice, cujus auctoritas certe ad hoc valebit hic, ut excludat seditionem civilem. De esu carnis idem sentio. Si rogetur Pontifex publico vestrae regionis nomine, nihil erit difficultatis.

Er drångte fich (Unf. 1524) in Orlamünde als Pfarrer ein 19), und begann hier wieder mit Unruhe stiftender Bilderstürmerey eine wie er meynte gründliche Reformation, da Luther ihm noch in mehreren Irrthümern, namentlich über das Abendmal, befangen schien 20). Er mußte Orlamünde (Sept. 1524) verlassen, und strömte nun von Basel aus seinen Groll gegen Luther, den er für seinen Verfolger hielt, in einer Reihe von Schriften gegen dessen Abendmalslehre aus 21).

19) Luther wider die himmlischen Propheten b. Watch XX, 227. 20) Seine stürmischen Reformationsgrundsäge vertheidigte er in einer an den Stadtschreiber in Joachimsthal gerichteten Schrift: "Ob man gemach fahren, und des Ergernüssen der Schwachen verschonen soll in Sachen, so Gottis Willen angehen. 1524. 4." (wiederabgedr. in Füßli's Beyträgen I, 57). Wie weit die Orlamünder durch ihn gebracht wurden, beweiset ihr Schreiben an Luther, wodurch sie denselben zur mündlichen Besprechung einluden (b. Walch XV, 2433) z. B. "Du verachtest alle die, so aus göttlichem Befehl stumme Gögen und heidnische Bilder umbringen, wider welche du eine kraftlose, weltweise und unbeständige Bewährung aus deinem eigenen Gehirn, und nicht gegründeter Schrift aufmuheft. Daß du uns aber, als Glieder Christi durch den Vater eingepflanzt, unverhört und unüberweist so öffentlich schiltest und lästerst, das zeigt an, daß du dieses wahrhaftigen Christi und Sohns Gottes selbst kein Glied bist u. s. w. Im August 1524 reisete Luther auf churfürstl. Befehl deshalb nach Jena und Orlamünde, vgl. die Erzählung Was sich D. Andr. Bodenstein v. Carlstadt mit D. M. Luther beredt zu Jena, und wie sie wider einander zu schreiben sich entschlossen haben. Item die Handlung D. M. Luthers mit dem Rath und der Gemeinde der Stadt Orlamünde, am Tage Bartholomäi daselbst geschehen (v. Mart. Reinhard Pred. in Jena). 1524. 4. b. Walch XV, 2422 u. 2435.

21) Andreas Bodensteins sonst Carlstadt genannt Lebensgeschichte v. J. C. Füßlin Frankf. u. Leipz. 1776. S. 82. Vollständiges Verzeichniß von Carlst. Schriften in Riederers Abhandlungen. S. 473. Die auf die Abendmalslehre bezüglichen find in Walchs Ausg. v. Luthers Werken XX, 138. 878. 2852. abgedruckt.

Luther hatte auch früher in Beziehung auf diese Lehre geschwankt 22). So wie er aber überhaupt für seine Reformation der Kirche das deutliche Wort der heiligen Schrift

22) Luther an die Christen zu Straßburg v. 15ten Dec. 1524 (de Bette II, 577): „Das bekenne ich, wo D. Carlstadt oder Jemand anders vor fünf Jahren mich hätte mögen berichten, daß im Sacrament nichts denn Brod und Wein wäre, der hätte mir einen großen Dienst than. Ich hab wohl so harte Anfechtunge da erlitten, und mich gerungen und gewunden, daß ich gern heraus gewesen wäre, weil ich wohl sahe, daß ich damit dem Papstthumb hätte den größten Puff können geben. Ich hab auch zween gehabt, die geschickter davon zu mir geschrieben haben, dann D. Carlstadt, und nicht also die Wort gemartert nach eigenem Dunken. Aber ich bin gefangen, kann nit heraus: Der Text ist zu gewaltig da, und will sich mit Worten nit lassen aus dem Sinn reißen.“ Schon in f. Schrift vom Anbeten des Sacraments, an die böhm. Brüder ge= richtet, 1523 (Walch XIX, 1593) widerlegt Luther alle die verschiedenen Meinungen, welche nachher im Sacramentsstreite vortreten, näml. 1. das Brot bedeute den Leib, 2. es finde eine Nießung des geistl. Leibes statt, 3. die Transsubstantiationslehre, 4. das Sacrament sey ein Opfer u. gutes Werk. "Der dritte Irr thum ist, daß im Sacrament kein Brot bleibe, sondern nur Gestalt des Brotes. Doch an diesem Irrthum nicht groß gelegen ist,

wenn nur Christi Leib u. Blut samt dem Wort da gelassen wird. Wiewol die Papisten über solchen ihren neuen Artikel ernstlich gestritten haben, u. noch streiten, jedermann Keger schelten, wer nicht mit ihnen den Mönchtraum durch Thomam Aquinas bekräftiget, u. durch Päpste bestätigt, für nöthige Wahrheit hält, daß kein Brot da bleibe. Aber dieweil sie so hart darauf dringen, aus eigenem Frevel ohne Schrift, wollen wir ihnen nur zuwider und zu Trok halten, daß wahrhaftig Brot u. Wein da bleibt neben dem Leib und Blut Christi, u. wollen vor solchen Traumchristen u. nacketen Sophisten gerne Kezer gescholten seyn: denn das Evangelium nennet das Sacrament Brot, also, das Brot sey der Leib Christi. Da bleiben wir bey: es ist uns gewiß gnug wider alle Sophistenträume, daß es Brot sey, was es Brot nennet..

und das practisch religiöse Bedürfniß zur Leitung und Begränzung nahm, dagegen jede Einmischung der bloß speculis renden Vernunft zurückwies; so hatte er sich auch hier auf die Verwerfung des religiös anstößigen Opus operatum und der Transsubstantiation beschränkt, aber die wesentliche Gegenwart des Leibes und Blutes Christi, gegen welche die Vernunft allein Einwendungen machen konnte, festgehalten 23). Da ihm die Ansicht von dem Abendmale als einem mnemonischen Ritus zuerst mit einer offenbaren Verdrehung der Einsehungsworte von Carlstadt entgegengehalten wurde 24), der mit den

23) Nach Petrus de Alliaco Card. Cameracensis f. de captivitate Babylonica oben §. 1. not. 61.

24) Nach Albr. Hardenberg († 1574) in der vita Wesseli (vor W. opp. ed. Groning. Joh. Wessel von Ullmann S. 326) hatte Carlstadt seine Abendmalslehre aus einer Schrift de eucharistia ge= schöpft, welche Heinr. Rodius, Vorsteher des Fraterhauses in Utrecht, von Cornelius Honius (Hoen), einem ausgezeichneten holländischen Juristen, erhalten, nach Wittenberg u. dann auch nach Zűrich gebracht hatte, u. welche nachher bald für eine Schrift Wessels, bald für 200 Jahr alt gehalten wurde. Ullmanns Joh. Wessel S. 326 ist hier nach Gerdes. hist. ev. renovati I. Monum. p. 228 zu berichtigen. Unten not. 27 wird sich ergeben, daß jene Schrift i. J. 1521 nach Wittenberg gebracht wurde. Hardenberg mengt in seiner Erzählung irrig den Vorgang in Jena 1524 in jene Zeit, Nicht aus dieser Schrift hatte aber Carlstadt seine wunderliche mit der der Catharer (Moneta contra Catharos lib. IV c. 3) übereinstimmende Erklärung der Einsegungsworte: "Effet das Brot! denn dieser mein Leib ist der Leib, welcher für euch gegeben wird u. f. w. Auch hielt Carlstadt 1521 noch die reale Gegenwart fest, f. f. Schrift "Von Anbetung u. Ehrerbietung der Zeichen des N. T. v. Iten Nov. 1521, (Unsch. Nachr. 1718. S. 177). Sehr wahr schreibt Bucer an Bonif. Wolfhardt u. die Augsburger i. I. 1537 (aus Zanchii opp. in Gerdesii scrinium V, 227): Hoc ego, fratres, ingenue dico, et coram Domino sic sentio, optandum piis, ut nihil unquam contra Lutherum de Eucharistía

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