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dern lassen 46). Bey der Wiedereröffnung des Concils 1551 lehnten auch die lehtern wegen der französischen Protestation alle Theilnahme ab 47). Swar gab es fortwährend zwischen den katholischen und reformirten Cantons noch mancherley Zwi: stigkeiten 48): indeß da beyde Theile ungefähr gleich mächtig waren, so hielt ein Schwert das andere in der Scheide: und beyde Religionstheile behaupteten von jest an, kleinere Verånderungen ausgenommen, die Gegenden, welche sie eingenommen hatten.

& 11.

Verhältniß der beyden Religionstheile in
Deutschland bis 1618.

Der Religionsfriede half einem so tiefgefühlten Bedürfnisse in Deutschland ab, daß die Misbilligung desselben, welche Papst Paulus IV. alsbald aussprach, ohne allen Eindruck blieb ). Und als derselbe leidenschaftliche Papst seinem Grolle

denweberey, die sie nach Zürich verpflanzten, s. Meyer II, 140. 281. 330.

46) f. §. 8. not. 40. Bullinger von Heß I, 474.

47) Bundesverein mit Frankreich 1549, Bullinger von Heß II, 9. Päpstliche Einladung zum Concilio 1551 das. S. 30, abgeschlagen S. 34.

48) So als 1555 die kathol. Cantons verlangten: daß auch die Evangelischen die Bünde nach alter Weise bey den Heiligen beschwören sollten, Bullinger v. Heß 11, 267. F. Meyer's evan= gel. Gemeinde in Locarno II, 48: als die kathol. Orte 1555 verordneten, daß die von Zürich aus verbreiteten Bibelübersehungen in ihrem Gebiete ausgereutet werden sollten, Meyer's Gemeinde in Locarno I, 451. II, 56, u. als darauf 1556 in Zug und in Wallis Bibeln verbrannt wurden, Bullinger von Heß II, 402. 415. Meyer II, 61. 70.

1) Schon am 18ten Dec. 1555 schrieb er an König Ferdinand (Ray

von neuem in dem Widerspruche gegen Carls Uebertragung der Kaiserkrone auf Ferdinand (1558) Luft machte 2); so bewirkte

nald. h. a, no. 51): Vidit Serenitas Tua, quanta Nos et nostri proximi Praedecessores cura et sollicitudine procuravimus, ut Conventus Augustanus potius religionis rebus intactis dissolveretur, quam ad Recessum veniretur tam perniciosum, sicuti et Nobis, et Tua Serenitate et Catholicis omnibus invitis tandem ventum est. Un dems. Tage ad Wolfgangum Ep. Passav. l. c. no. 53: quid alienius a fide catholica potuit deliberari, quam quae in Augustae proximi conventus Recessu decretum fuisse accepimus! Noch ernstere Vorstellungen mußte Ferdinand im Anf. v. 1556 von dem päpstlichen Nuntius Delfinus anhören (s. den Bericht dess. b. Pallavicini lib. XIII. c. 14. no. 1): Rex vero cum sibi videretur et in iis concedendis, quae Catholicis officerent, ab aperta necessitate omnis a se nota procul arceri, et in rebus sibi arbitrariis vel maximum Religionis studium a se fuisse praestitum, respondit per commotioris animi sensum quam moderatum ejus ingenium ferre consueverat. Id etiam fortassis accidit, quod jam apparerent in Paulo argumenta animi male affecti in Austriacam familiam.

2) Ferdinands Obristkämmerer Don Martin Gusman, der dem Papste davon Anzeige machen sollte, wurde als kaiserlicher Gesandter nicht zugelassen: der Papst legte die Sache den Cardinälen vor, deren Gutachten dann ganz seiner Ansicht entsprach Thuani histor. sui temporis lib. XXI. c. 2. Raynaldus 1558 no. 8. Vgl. die Be= richte des Cardinals du Bellay über die Vorgänge in den Consis storien in Ribier lettres et mémoires d'estat II, 623. 759. Der Papst rememora la translation de l'empire de Grece faite par les Papes, et le Privilege d'en faire election donné par lesd. Papes à la Germanie. Il ne se trouveroit point qu'il fut en la puissance d'un Empereur de resigner l'Empire, ny aux Electeurs d'accepter la resignation, et suivant icelle faire nouvelle election, inconsulto summo Pontifice. Indignus est electus, comme qui a juré plusieurs Recés heretiques: item a fait à son escient mouvoir son fils aisné (Maximilian) de fausses doctrines: item souffre de long-temps

er dadurch nur, daß das Band der bisherigen Abhängigkeit des Kaiserthums von dem Papstthume förmlich zerrissen wur

prescher en sa cour à la Lutherienne : item a laissé vacquer dix ou douze ans les gros Eveschez sans y nommer, pour en prendre les fruits, et cependant y a laissé faire aux Lutheriens ce qu'ils ont voulu: item s'est usurpé plusieurs Palais et Chasteaux des Eveschez et Monasteres: finalement s'est fait élire clandestinement, refusant au Nonce du Pape sa suite, et s'est fait élire par heretiques, ergo deponendus, si jam esset Imperator. Der Papst hätte, wie bey der Resignation von Prälaten, erst untersuchen müssen, an justae causae sint resignandi, et se liberandi a juramento praestito Sedi Apostolicae, à quo non potest se solvere, nisi per Pontificem solvatur. Puis il eust fallu proceder et examiner toutes autres choses, et mesmement de vita, moribus et idoneitate Ferdinandi. Damit stimmt auch das Gutachten der Cardinäle bey Thuanus l. c. überein. Diese segen noch hinzu: ob id Ferdinando opus esse poenitentia; itaque mittendum ab illo procuratorem cum plenis mandatis, quibus declaret, se iis, quae Francofurti acta sunt, ut nullius momenti, renunciare, remque omnem Pontificis arbitrio permittere caet. Auch nachdem Carl 5 d. 21ten Sept. 1558 gestorben war, sagte der Papst noch dem franz. Gesandten (s. dessen Bericht an den König v. 25ten Dec. 1558 b. Ribier II, 777), qu'il est mort Empereur, ayant esté sacré par le Pape, sans l'authorité du quel il ne pouvoit renoncer, ny ceder sa dignité; et dit davantage que Ferdinand n'a encore autre qualité, que celle de Roy des Romains, obstant d'une part la nullité de la renonciation du defunt, et de l'autre que l'Empereur mort, le Roy des Romains ne luy succede pas indistinctement, mais qu'il faut qu'il soit examiné, et fasse foy, comme il s'est au precedent porté en l'estat de Roy des Romains, pour estre promeu à l'Empire, ou deposé de ladite dignité de Roy des Romains, selon qu'il se sera dignement, ou indignement porté. Et par là veut conclure, que l'Empire est aujourd' huy vaquant, et comme en passant me toucha, que le feu Pape Leon avoit eu envie de faire le feu Roy (Franz I) Empereur.

de 3). Daß eine Vereinigung der beyden Religionstheile nicht

3) Schon bey Gelegenheit von Carls V Krönung hatte Hieronymus Balbus, Bisch. v. Gurck, de coronatione lib. sing. ad Carolum V Imp. Lugd. 1530 (auch in Freheri Scriptt. rer. Germ.) er= wiesen, ex sola electione Caesarem jus plenissimum imperandi consequi, ex coronatione nihil novi juris Caesaribus accedere. Jest stellte der eifrig katholische Reichsvicecanzler D. Georg Siegmund Seld darüber ein höchst merkwürdiges Gutach= ten an den Kaiser (abgedr. in Goldafts politischen Reichshändeln Th. 5. S. 167). Er gedenkt in der Einleitung der frühern Anmaßungen der Päpste, u. fährt dann fort: «Jegund so das Reich — auf Ew. Maj. erwachsen, so hebt man den alten verlegnen Zank wieder an, u. bedenkt doch hergegen nicht, daß mittlerzeit, von den vorigen Bäbsten her, die Sachen weit ein andere Gestalt ge= wonnen. Dann da man vormals den Röm. Stuhl gar nahend angebetet, u. für Gott gehalten, da wird derselbe jezund von einem großen Theil der Christenheit verachtet; u. da man vormals den Bäbstlichen Bann ubler, dann den zeitlichen Tod gefürchtet, da lachet man jegunder desselben; u. da man vormals, was von Rom kommen, für göttlich u. heilig gehalten, da ist das römische Wesen u. Leben jezund der ganzen Welt dermassen bekannt, daß schier männiglich, er sey wer er wolle, der alten oder neuen Religion, daz für ausspeyet.. Der Vf. führt dann aus, daß der Kaiser dem Papste nur als oberstem Seelsorger Gehorsam schuldig sey, daß ihm die Entscheidung über die Papstwahlen, das Recht Concilien auszuschreiben, geistl. Beneficien zu vergeben, u. gottlose Päpste abzusehen, zustehe. Dagegen stehe dem Papste kein Recht über das Kaiserthum zu, und die römische Krönung sey nicht nothwendig. Darauf widerlegt er die Beschuldigungen des Papstes gegen den Kaiser, und wirft dagegen dem Papste viele Ungehörigkeiten vor. räth den Papst zurechtzuweisen, und wenn er sich nicht fügen wolle an ein allgemeines Concilium zu appelliren. Beyde Theile lieBen jezt die Sache liegen, Paulus IV starb d. 18ten Aug. 1559, der neugewählte Pius IV erklärte sogleich nach Berathung mit den Cardinälen, Ferdinandum legibus creatum Imperatorem (Raynald 1559 no. 42): aber es wurde hinfüro keine Kaiserkrönung

Er

mehr zu erwarten sey, war Allen klar. Das Colloquium in Worms, welches dem Religionsfrieden zu genügen veranstaltet wurde (1557), lösete sich wieder auf, ehe es angefangen war 4). Die Einladung zu dem wiedereröffneten Tridentiner Concilio wurde von den Protestanten entschieden zurückgewiesen 5). Der Protestantismus hatte sich auch in Oesterreich und Bayern so sehr verbreitet, daß die streng katholischen Fürsten dieser Lånder, Kaiser Ferdinand und Herzog Albrecht, demselben durch die Gestattung des Abendmals unter beyden Gestalten Sugeständnisse machen mußten (1556) 6): in Schlesien mußte

mehr nachgesucht, und kein Recht des Papstes über das Kaiserthum mehr anerkannt.

4) Die Geschichte desselben nach den in der Wolfenbüttelischen Bibliothek befindlichen handschriftl. Acten in Saligs Hist. d. Augsp. Confession III, 290 ff. Einige Actenstücke in Goldafts polit. Reichshändeln S. 740 ff. v. Bucholz Gesch. d. Regierung Ferdinands I. VII, 359.

5) Sie erging an sie durch kaiserliche und päpstl. Gesandte bes. auf dem Fürstentage zu Naumburg 1561, f. Salig III, 684 ff. 691 ff., f. 3. H. Gelbke der Naumburg. Fürstentag. Leipzig 1793. S. 15 ff. u. die Actenstücke S. 78. ff. 119 ff. Die dort beschlossene weitere Entwickelung der Ablehnungsgründe erfolg= te als "Gründlicher Bericht u. wahrhaftig Erklärung deren Ursachen, warum die Chur- u. Fürsten u. sonst die Stände der Augsp. Conf. zugethan das verdächtig, vermeint vom Papst Pio IV verkündigt Trientisch Concilium nit haben besuchen wöllen" (in Goldafts Reichshandlungen S. 194 u. def. polit. Reichshändeln S. 744), und wurde bey Maximilians Krönung 1562 in Frankfurt dem Kaiser übergeben. Noch weiter ausgeführt wurden dieselben in der "Stattlichen Ausführung der Ursachen 2c.“, welche 1564. 4. im Drucke erschien (auch b. Hortleder vom teutschen Kriege Th. 1. B. 1. Cap. 47).

6) Ferdinand hatte noch d. 20ten Febr. 1554 ein strenges Edict (. daff. in Raupachs erläutertes evangel. Desterreich II, Beyl. S. 96) erlassen, daß alle seine Unterthanen bey der alten Religion

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