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nur an Katholiken verlieh, bewog er viele Adlige zur katholi schen Kirche zurückzutreten 28): noch bedeutender wirkten aber die Jesuitercollegien auf den jungen Adel, von welchem sie als die besten Bildungsanstalten des Landes zahlreich besucht wurden. So verloren viele evangelische Gemeinden auf dem Lande den Schuß ihrer adligen Grundherrn, in den Städten wur den ihnen allmählig durch Urtheile der katholischen Gerichte ihre meisten Kirchen genommen 29), und die Jesuiterschüler ließen sich durch adligen Uebermuth und kirchlichen Fanatizmus nicht selten verleiten, die Dissidenten und ihre Kirchen gewaltsam anzufallen und mit Mord und Brand gegen sie zu wüthen 30). Nur in den Befihungen des evangelisch geblie benen Adels waren die Evangelischen geschüßt.

Der folgende König Wladislav IV. (1632 — 1648) war persönlich sehr duldsam, und veranstaltete, um wo möglich Frieden unter den streitenden Religionstheilen zu bewir ken, das Religionsgespräch in Thorn (1645) 31), konnte aber doch die bestehenden Verhältnisse nicht wesentlich ändern.

28) Ranke III, 369.

29) s. die Beschwerden der Städte auf den Reichstagen v. 1601 #. 1605 b. Hartknoch S. 1070. 1072.

30) besonders in Posen u. Krakau s. Regenvolscius p. 223 s. 231 ss. 244.

31) Acta Conventus Thoruniensis. Varsaviae 1646. 4. Sie fin den sich auch in Calovii hist. Syncretistica p. 199. Ueber dieses Gespräch s. D. H. Hering's neue Beitr. zur Gesch. d. ref. Kirche in den preuß. brand. Ländern II, 1. C. W. Hering's Gesch. d. kirchl. Unionsversuche II, 1. Die königl. Instruction für die Collocutoren bezeichnet als Zweck des Gesprächs (Calovius p. 234): concordiam et unitatem Religionis ac beatam Ecclesiae Patriaeque pacem, omnium votis tantopere expetitam. Der Collo cutoren Geschäft soll tribus actionibus begriffen seyn. Ac in prima quidem investigent quam accuratissime propriam et genuinam singularum partium doctrinam et sententiam. In

§. 16.

In Ungarn und Siebenbürgen.

Jo. Burii (Eccl. Evang. Carponensis V. D. M. Leopoldo I. Imp.) Micae historico chronologicae (Ms. sehr geschäßt, u. von den folgenden Geschichtschreibern viel gebraucht, f. D. Czvittinger spec. Hungariae literatae p. 94 ss.). Historia diplomatica de statu religionis Evangelicae in Hungaria. 1710. fol. (Pauli Ember, Debreceni) hist. Ecclesiae reformatae in Hungaria et Transylvania, locupletata a F. A. Lampe. Traj. ad Rhen. 1728. 4. Salig's Gesch. d. Augsb. Conf. II, 803. Jo. Ribini (Pred. in Preßburg) Memorabilia Augustanae Confessionis in Regno Hungariae de Ferdinando I. usque ad Carolum VI. 2 Tom. 1787. 89. 8. Kurze Gesch. der evang. luther. Kirche in Ungarn rom Anfange d. Ref. bis Leopold II. Göttingen 1794. 8. (Mich. Dion. Doleschal's, Pred. zu Vág Ujhely) Die wichtigsten Schicksale der Evang. Kirche Rugsb. Bekenntnisses in Ungarn v. J. 1520 bis 1608. Leipzig 1828. Historia Ecclesiae Evang. Aug. Confessioni addictorum in

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altera de veritate vel falsitate doctrinae conferant: in tertia, si quid circa praxes et mores controversum sit, discutiant. Primum, i. e. perfectam totius doctrinae liquidationem et sincerationem permagni facimus, cum compertum Nobis sit, maximam jam praesentium malorum causam esse sinistras partium intelligentias, et hoc uno fomite tam luctuosum dissidium in hoc inprimis Regno foveri. Sie sollen sich gegenseiz tig ihre Lehrbegriffe so lange erläutern, donec cuivis liquido constare possit, quid unaquaeque pars revera docuerit, quidve putetur vel fingatur docuisse. Die so ausgemittelte wahre Lehre aller Theile, haec sola sit, tum sequentium in hoc Congressu collocutionum, tum (si forte pax nondum perfecte coalesceret) futurarum deinceps disputationum, scriptionum, concertationum materia, semotis omnibus figmentis, cavillis, criminationibus; imo penitus extinctis funestis hisce odiorum, irarum, infestationum facibus et incitabulis. Indeß selbst dieser Zweck des Gesprächs wurde nicht erfüllt.

Hungaria universe, praecipue vero in XIII oppidis Scepusii (3ips) Halberstadt 1830. 8.

Chr. Schesdi oratio de origine reparatae et propagatae coelestis doctrinae in Transylvania 1580 in d. Fortges. Sammlung v. alten u. neuen theol. Sachen 1732. S. 559. Ge. Haner hist. Ecclesiarum Transylvanicarum. Francof. et Lips. 1694. 12. Jos. Benkö (reform. Pred. in Közep - Ajta) Transsilvania. P. I. Tom. II. (Vindobonae 1778. 8.) p. 121 (lib. IV. cap. 12 de statu ecclesiastico).

Die böhmischen Brüder, welche sich schon früher auch nach Ungarn gezogen hatten, waren an Zahl und Einfluß unbedeutend geblieben: dagegen verschaffte der Zusammenhang, welcher zwischen den in den ungarischen Städten und in Sie benbürgen zahlreich wohnenden Deutschen und dem Mutterlande bestand, den Schriften und der Lehre Luthers sogleich starken Eingang, viele junge Ungarn zogen nach Wittenberg, um dort zu studiren 1), und wurden dann die Beförderer der Reformation in ihrem Vaterlande. Die mächtige Geistlichkeit wirkte zwar mit großer Thätigkeit entgegen, und erwirkte 1523 ein blutiges Gesetz gegen die Reformation 2): dennoch wendeten sich derselben viele Städte und mehrere mächtige

1) Ribini I, 5. G. Bod de Reformationis Hungaricae ministris diss. in Gerdesii Scrinium Antiquarium VII, 346.

2) Der Antrag des Reichstags zu Ofen, den der König genehmigte, war Artic. LIV (Historia diplom. p. 3. Lampe p. 58): Omnes Lutheranos et eorum fautores, ac factioni ipsi adhaerentes, tanquam publicos haereticos, hostesque sacratissimae Virginis Mariae, poena capitis et ablatione omnium bonorum suorum Majestas Regia veluti catholicus Princeps punire dignetur. Dann 1525 (1. c): Lutherani omnes de regno exstirpentur, et ubicunque reperti fuerint, non solum per ecclesiasticas, verum etiam per saeculares personas libere capiantur et comburantur. Ueber die Unstifter dieser Geseße s. Ribini I, 10 ss.

Adelige 3) zu; seit 1523 hatte sie in Hermannstadt die Oberhand 4), 1525 erklärten sich die fünf königlichen Freystådte in Oberungarn für sie 5).

Nachdem König Ludwig II. in der Schlacht bey Mohácz 1526 gefallen war, stritten zwey Nebenbuhler, der Erzherzog Ferdinand, und Johann von Zapolya, Woywode von Siebenbürgen, um die ungarische Krone. Beyde erneuerten die Verfolgungsgeseke gegen die neue Lehre: aber die Vollstreckung derselben wurde durch die innern Kriege gehindert, und die Reformation machte unaufhaltsame Fortschritte. Viele Große erklärten sich für dieselbe, Hermannstadt verjagte 1529 alle Priester und Mönche, Cronstadt folgte bald darauf diesem Beyspiele 6). Unter den Verkündern der Reformation zeichnete sich in Ungarn Matthias Devay (Lutherus ungaricus) aus 7), welcher 1531 von Wittenberg in sein Vaterland zurückkehrte, in Siebenbürgen Johann Honter, welcher 1533 von Basel nach seiner Vaterstadt Cronstadt zurückkam, und durch eine Druckerey und als Prediger für die neue Lehre wirkte 8).

Durch den Frieden von 1538 wurde Ferdinand als König bestätigt, Johann sollte nur für seine Lebenszeit den königlichen Titel, Siebenbürgen, und einen Theil von Oberungarn behalten. Dennoch suchte nach Johanns Lode (1540) seine

3) G. Bod de Reformationis Hungaricae Patronis diss. in Gerdesii Scrin. Antiqu. VII, 133.

4) vgl. des Königs Drohschreiben an diese Stadt, Hist. dipl. p. 3. Lampe p. 59.

5) Leutschau, Seben, Bartfeld, Eperies u. Kaschau, Lampe p. 64. 6) Benkö Transsilvania I, II, 125.

7) Ueber ihn Lampe p. 72. Ribini I, 30.

8) Dav. Czviltingeri specimen Hungar. literatae. Francof. et Lips. 1711. 4. p. 178.

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Wittwe Isabella diese Besikungen mit türkischem Beystande auch für ihren neugebohrnen Sohn Johann Sigismund zu behaupten: sie blieb indeß auf Siebenbürgen beschränkt, dagegen fiel ein großer Theil von Ungarn in türkische Hånde.

Bey dieser Zerstückelung und kriegerischen Spannung des Landes konnte weder Isabella in Siebenbürgen, noch Ferdinand in dem ihm verbliebenen Theile von Ungarn der Reformation Einhalt thun. Die ganze sächsische Nation in Siebenbürgen bekannte sich 1545 auf der Synode zu Medwisch zu der Augsburgischen Confession: eine gleiche feyerliche Erklärung erfolgte in demselben Jahre in Ungarn von der Synode zu Erdöd, an welche sich auch die siebenbürgischen Ungarn anschlossen 9) in allen Theilen des Landes wurden Synoden gehalten, welche die neue Kirche befestigten und ordneten. Nach der Besiegung der Schmalcaldener Bundesgenossen ließ zwar Ferdinand auf dem Reichstage zu Preßburg 1548 die Keßereien verbieten 10): indeß schienen damit nur Wiedertäufer und Sacramentirer gemeint zu seyn; gegen die königlichen Städte in Oberungarn, welche 1549 ihr Glaubensbekenntniß (Confessio Pentapolitana) dem Könige übergaben 11), geschahe nichts. In dem türkischen Theile von Ungarn verbreitete sich die Reformation ganz ungehindert 12).

9) Lampe p. 92 s.

10) Ribini I, 70. Art. V. cultum divinum et religionem ad pristinam normam esse redigendam, et haereses undique tollendas. Art. XI. Anabaptistas et Sacramentarios,

qui ad

huc in regno supersunt, procul expellendos esse de omnium
bonis ;
nec amplius illos intra regni fines esse reci-
piendos.

11) Ribini I, 76. Die Confeffion ist abgedruckt ebendaselbst p. 78 ss. Bey Lampe, Salig u. a. ist diese Confession irrig in das I. 1530 gesest.

12) Ueber die Verhältnisse der Reformation vgl. die in diesen Jah

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