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Maasregeln 17). Es wurde 1557 und 1558 eine Menge von Verdächtigen verhaftet: nur wenige konnten sich durch die Flucht retten. Der Generalinquisitor Fernando Valdez er nannte für Sevilla und Valladolid Vicegeneralinquisitoren: zur Unterstützung der Inquisition erfolgten neue påpstliche und königliche Verordnungen 18). In zwey großen Autodafés in

Quemadmo

exteros populos majorem etiam eruditionis copiam acquisi-
visse videri vellent. und an einer andern Stelle:
dum hi captivi prae multis aliis dignitate et praestantia emi-
nebant, ita numerus eorum tantus erat, ut totam certus sim
Hispaniam ab illis corruptam et erroribus imbutam fuisse
futuram, si binos aut tres menses medicinam distulissent

Inquisitores, qua malum hoc curatum fuit. Eben so sagt
Ludov. a Paramo de origine et progressu Officii sanctae In-
quisitionis, Matriti 1598. fol. p. 300: Nullus est, qui dubitet,
quin magnum incendium in Hispaniarum regnis aetate nostra
excitatum fuisset, nisi hujus sacrosancti Tribunalis vigilan-
tissimi Patres illud summa diligentia adhibita penitus re-
stinxissent. Quid Hispania futurum erat, si illico antidotum
appositum non fuisset? adeo se diffundere coeperat hoc
incendium, ut in periculosissimam inter se conjurationem
Hispaniarum regnis brevissimo tempore ruinam allaturam
conspirarent caet.

17) Llorente II, 214.

18) Schon d. 25ten Febr. 1557 hatte Philipp II eine in Abgang ge kommene Verordnung erneut, nach welcher der vierte Theil des eingezogenen Vermögens der Keger den Angebern zufallen sollte (Llorente II, 217): d. 7ten Sept. 1558 verordnete er Todesstrafe u. Gütereinziehung gegen Alle, welche die von der Inquisition verbotenen Bücher kaufen, verkaufen, behalten oder lesen würden, u. befahl den Druck des Index libr. prohib. (Llorente I, 470). Der Papst Paulus IV erließ auf Antrag des Königs an den Großinquisitor Ferd. Valdez ein Breve v. 4ten Jan. 1559, wonach Alle, welche lutherische Lehren gelehrt hätten, auch wenn sie nicht relapsi wären, u. wenn sie nur zweydeutige Zeichen der Reue gä=

Valladolid (21. Mai u. 8. Oct. 1559) 19), und in eben so vielen in Sevilla (24. Sept. 1559, 22. Dec. 1560) 20) wurden die dortigen heimlichen Protestantengemeinden vernichtet: im J. 1570, nachdem in allen Theilen des Reichs Schlachtopfer gefallen waren 21), und viele evangelisch gesinnte Spanier sich durch die Flucht gerettet hatten 22), konnte der Pro

ben, hingerichtet werden sollten (Llorente II, 215); durch eine Bulle v. 5ten Jan. 1559 hob er alle Vergünstigungen in Beziehung auf verbotene Bücher auf, gebot dem Generalinquisitor dieselben zu verfolgen, den Beichtvätern, ihren Beichtkindern unter Strafe der Excommunication aufzugeben, alles was sie von der Verbreitung derselben wüßten, der Inquisition anzugeben (l. c. p. 216): durch eine Bulle v. 7ten Jan. 1559 verwilligt er der Inquisition zur Bestreitung der Kosten ein Canonicat in jedem spani= schen Stifte, und einen einmaligen Zuschuß von 100000 Ducaten aus den Kircheneinkünften (l. c. p. 217); an demselben Tage be= vollmächtigte er den Großinquisitor auf 2 Jahre, wegen lutherischer Kegeren auch Bischöfe aller Stufen in Untersuchung zu ziehen, u. nöthigenfalls zu verhaften, dann aber dieselben zur Fällung des Urtheils nach Rom zu senden (Llorente III, 228).

19) Llorente II, 214. in dem ersten wurde auch Aug. Cazalla vers brannt.

20) Llorente II, 255. Egidius war schon 1556 gestorben, Constantine Ponce de la Fuente starb in dem Kerker (über s. Proceß Montanus p. 287 ss. Llorente II. 275 ss.): so konnten nur die Gebeine u. Bilder von beyden verbrannt werden, Llorente II, 144. 278.

21) . Martyrum elogia in Reg. Gonsalvii Montani Inquisit. Hisp. artes aliquot detectae p. 173 ss. wieder abgedruckt in Gerdesii Scrinium antiquar. IV, 581. Das Martyrologium, wel=" ches Mich. Geddes in f. Miscellaneous Tracts zusammengestellt, und Mosheim in f. Dissertt. ad hist. eccl. pertin. I, 663 übersegt hat, ist unbedeutend. Die ausführlichsten Nachrichten hat Llorente II.

22) Ueber ihre Verbreitung f. M'Crie S. 356. Besonders bildeten sich spanisch reformirte Gemeinden in Antwerpen, Genf u. London.

Aber auch die

testantismus in Spanien für zerstört gelten. treuesten Anhänger der Kirche wurden jest, wenn sie der in Trident verworfenen Augustinischen Lehre von der Rechtferti. gung zugethan waren, als lutherisch gesinnte vor die Inquisition gezogen. Bartholomåus da Carranza, Erzb. v. Toledo, einer der Våter von Trident, mußte den Rest seines Lebens (1558—1576) im Gefängnisse zubringen 23): acht andere Bischöfe und 25 Doctoren der Theologie kamen aus gleicher Urfache in Untersuchung, und wurden zum großen Theile zum Widerrufe verurtheilt 14). Um dem neuen Eindringen von Kezereyen zu wehren, wurde die strengste Büchercensur verord

23) so thätig derselbe auch unmittelbar vorher bey der Wiederherstellung des Catholicismus in England unter Maria gewirkt hatte. Vgl. über ihn Nic. Antonii Biblioth. Hisp. nova I, 189. Sein Proceß ausführlich b. Llorente III, 183-315. Carranza hatte mit den evangelischen Katholiken in Italien, Antonius Flaminius, Polus, Morone 2c. (s. §. 19. not. 5. 34) gleiche Richtung, und die frühere Verbindung mit ihnen war einer der Anklagepuncte (Llorente III, 246). Eben so wie sie, dachte auch er milder über die entschiedenern Anhänger der Reformation, mehrere waren seine Zöglinge gewesen, u. er stand mit ihnen fortwährend in freundlichen Verhältnissen: auch dieß wurde ihm vorgeworfen (Llorente III, 222). Man fand besonders in seinem Catechismus lutherische Keherey: dagegen erklärte das Concil. v. Trident, welches sich des Erzbischofs vergeblich annahm, denselben für rechtgläubig (l. c. p. 268). Erst durch die stärksten Drohungen konnte Pius V seine Auslieferung erhalten (1. c. p. 285): Carranza kam 1567 in Rom an, u. wurde hier in weit milderem Gewahrsam gehalten. Pius V wollte ihn freysprechen, wurde aber von Philipp II gehindert (l. c. p. 296), und Gregorius XIII verurtheilte den Erzb. endlich 1576 sechszehn lutherische Säße (5. l. c. p. 306) abzuschwören, deren er verdächtig geworden wäre, u. welche sich meist auf die Rechtfertigungslehre bezogen. Wenige Wochen nachher starb Carranza noch in Rom. 24) Llorente III, 61.

net 25), und die wissenschaftliche Thätigkeit auf den Universitåten so beschränkt, daß alles geistige Leben ersterben mußte 26).

§. 21.

In Frankreich.

Histoire ecclesiastique des Eglises reformées au Royaume de France (par Theod. de Bèze) voll. III à Anvers. 1580. 8. geht bis 1563. Commentarii de statu religionis et reipublicae in regno Franciae (von Jo. Serranus ob. de Serres, ref. Prediger † 1598 in Genf) Partes V. 1570 – 1580. 8. reichen v. 1557 — 1576. Franc. Belcarii Peguilionis (Beaucaire de Peguillon, Bisch. v. Met +1593) historia gallica (v. 1461-1567). Lugd. 1625 fol. Jac. Aug. Thuani (de Thou, Parlamentspräsident in Paris 1617) historiarum sui temporis libb. 138 (bis 1607), erste vollständige Ausgabe Orleans (Genf) 1620 ff. 5 Bde fol. *) Histoire de l'édit de Nantes (par Elie Benoist) à Delft. 1693

1695. 3 Tomes in 5 Bden in 4. Vorangeht eine kurze Refor= mationsgeschichte. Histoire de la Réforme, de la Ligue, et du Règne de Henri IV, par M. Capefigue. 8 Tomes. Paris 1834. 1835. 8. A. L. Herrmann's Frankreichs Religions- u. Bürgerkriege im sechszehnten Jahrh. Leipz. 1828. 8. F. v. Raumer's Gesch. Europas seit dem Ende des 15ten Jahrh. II, 161 ff. Dr. G. Weber's Geschichtl. Darstellung des Calvinismus im Verhältniß zum Staat in Genf u. Frankreich. Heidelberg 1836. 8. G. 33 ff.

1. Unter Franz I. u. Heinrich II. bis 1559.

Daß von der antipapistischen Richtung der französischen Kirche eine Reformation der Lehre keinen Beystand erwarten

25) M'Crie S. 389.

26) M'Crie S. 394.

*) Ueber ihn s. Weguelin in d. Nouv. Mémoires de Berlin 1783. p. 443. 1785. p. 400. J. A. de Thou's Leben, Schriften u. hift. Kunst verglichen mit der der Alten, von D. H. Dünger. Darmstadt 1837. 8.

So

dürfe, hatte schon Johann Huß in Costnih erfahren. sprach auch die Sorbonne 1521 über Luthers Lehre ein Verdammungsurtheil aus 1); und als dieselbe dennoch viele Freun de, und insbesondere in Meaux unter dem Schuße des Bischofs Guillaume Briçonnet, seit 1521, wann 2); so liehen die Parlamente der zur blutigen Verfolgung ihren Arm 3).

einen Hauptsiß geGeistlichkeit sogleich Franz 1. war ein

1) Determinatio Theologiae Facultatis Parisiensis super doctrina Lutherana hactenus per eam revisa dd. 15. Apr. 1521, in d'Argentré collectio judiciorum de novis erroribus T. II. p. II ss. u. in Gerdesii hist. Reform. T. IV. Monument. p. 10. Die von ihr verworfenen Propositiones, alle aus Lutheri lib. de captiv. Babylonica entnommen, f. b. d'Argentré I, II, 367. Melanchthon ließ dagegen sogleich eine Apologia adversus furiosum Parisiensium Theologastrorum decretum Viteb. 1521. 4. erscheinen (recusa in Lutheri opp. Jen. II, 451) cf. Seckendorf comm. de Lutheranismo I, 185.

2) Bèze I, 5: Alors estoit Evesque de Meaux un bon personnage natif de Paris, nommé Guillaume Briçonnet, lequel nonobstant les Censures de Sorbonne, fut esmeu de tel zele, qu'il n'espargna rien qui fust en son pouvoir pour advancer la Doctrine de verité en son Diocese, conjoignant les oeuvres de Charité avec la Doctrine de verité : et non seulement preschant luy mesme (ce qui estoit lors fort nouveau) mais aussi appellant à soy beaucoup de gens de bien et de sçavoir, tant Docteurs qu'autres, comme Jaques Fabri, Guillaume Farel (estant lors à Paris, regent au college du Cardinal le Moine), Martial et Girad Ruffi etc.

3) Die Censuren der Sorbonne f. b. d'Argentré I, II, in Indice p. IV u. II, I, 1 ss. Jacobus Faber Stapulensis, Doctor der Sorbonne, wurde 1521 censurirt, weil er drey Magdalenen im N. T. zu finden geglaubt hatte, d'Argentré II, I, p. VII. Er schrieb dann in Meaux f. Exposition sur les Evangiles, über welche die Sorbonne 1523 das Verdammungsurtheil aussprach 1. c. p. XI. Er fand Schuß in Nerac in Navarra † 1537. Der erste Märtyrer war Jean le Clerc, aus Meaux, welcher 1524 in Meg

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