hatten die Huguenotten Montpellier verloren, als der Cardinal 1622 Richelieu (seit 1624) die Wiedererwerbung der übrigen festen Plätze betrieb. Durch den Fall von La Rochelle wurde sie erreicht. Auf dem Standpunkte, wo dieser energische Minister darauf die Huguenotten vertragsmässig zurückbrachte, blos die Geltung einer religiös-kirchlichen Partei zu beanspruchen, hörten sie auf, Huguenotten zu heissen. Seitdem hatte Frankreich seinen Frieden. 1629 In Schottland zeigte sich die Nutzlosigkeit der kirchenfreundlichen Politik der Krone noch auffälliger, indem der Sieg der Reform hier das Königthum der Stuarts stürzen half; des- 1567 gleichen in den spanischen Niederlanden. b. Kirchenfeindliche Politik; ihre radicale Richtung. Während, wie sich gezeigt hat, die politische Auctorität in Deutschland und in Frankreich sich von dem Wunsche nach Erhaltung der Einheit der überlieferten Glaubenskirche zum Widerstande gegen die reformatorische Bewegung fortreissen liess; und letztere zur Rebellion stempelte, machte, abgesehen von dem unter dem Einflusse der Predigten Zwingli's selbstständig wandelnden Rath der Stadt Zürich, die Auctorität in den nördlichen Ländern Europa's 1522 die Reform zu ihrer eigenen Sache. Im Anschluss an die lutherische Form. Das erste Beispiel gab der Hochmeister des deutschen Ordens, indem er, der schon seit einem Decennium in Beziehungen zu Luther gestanden, endlich seine geistliche Würde mit der Eigen- 1525 schaft eines Herzogs vertauschte, und das Ordensland Preussen in ein Herzogthum umwandelte, über das er, und da die Hohenzollern als Erben im Fall des Aussterben seiner Linie in Aussicht genommen wurden, auch diese die Oberlehnsherrlichkeit Polens anerkannten. Zunächst folgte Schweden durch Gustav Wasa, indem der Reichstag zu Westerås die Einziehung der Klöster und geistlichen 1527 Güter beschloss, besonders aber, nach dem der Thron in Gustav's Hause für erblich erklärt worden war, was erst 1544 geschah. Der Anschluss Dänemarks an die Reformation hätte nicht lange auf sich warten lassen, wenn nicht nach dem Tode Friedrichs I. ein mehrjähriger Kampf zwischen Adel und Geistlichkeit ihre Einführung um ebensolange Zeit aufgeschoben hätte. So blieb es Friedrichs Sohne, Christian III., nachdem er sich durch einen 1536 Frieden den Thron gesichert hatte, vorbehalten, die Reformirung Dänemarks, Schleswigs, und da auch Norwegen ihm gehorchte, auch Norwegens anzubahnen. Die gleichzeitige Einführung der Reformation in den Ländern des Kurfürstenthums Brandenburg durch Joachim II. (1535-71) schloss den Kreis der die Ostsee umgebenden, mit politischer Selbstständigkeit ausgestatteten neuen Glaubensgemeinschaft, die ihr Symbol als allein gültig aufzustellen sich angelegen sein liess, und von deren Wirkungen im weiteren Umkreise die Fortschritte der Reformation nach Curland, Lievland, nach Polen, und nach Ungarn zeugten. Corollar: Die Revolution im Bunde mit der calvinischen Reform. Ohne Zweifel würden auch die Niederlande von diesem germannischen Centrum ihre reformatorische Inspiration empfangen haben, wenn nicht bereits die calvinische Lehre von Frankreich her ihren Weg in diesen nordwestlichen Theil des deutschen Reichs gefunden hätte.1) Erst nach dem Tode Karls V. und nachdem des König Philipp von Spanien Halbschwester Margaretha Statthalterin dieser Provinzen geworden war, begann sie eine Gährung hervorzurufen. Die Schuld davon trugen die Besetzung der Aemter mit Spaniern und die Edikte wegen Vermehrung der Bisthümer und Verfolgung der Calvinisten. Die Einführung der Beschlüsse des Concils von Trient goss Oel ins Feuer. Der Adel vereinigte sich zu Beschwerden bei der Statthalterin, und als die Bitte um Zurückziehung der Edikte nicht erfüllt wurde, wurde in den grösseren Städten der Bildersturm organisirt. Diese Auftritte machten einerseits selbst Männer wie den Prinzen von Oranien und den Grafen Egmont stutzig, und näherten diesen der Regierung, während Oranien den Weg ins Ausland nahm. Andererseits veranlassten sie den König Philipp zum bewaffneten Einschreiten. Der Herzog von 1) vgl. Motley, The Rise of the Dutch Republic (deutsch: Der Abfall der Niederlande, Dresd. 1857). Alba wurde bestimmt, mit der Herzogin Margaretha gemeinschaftlich die Regierung zu führen und zur Unterstützung ihm ein Heer mitgegeben. Die Niederländer merkten zu ihrem Nachtheil bald den Tausch, den sie gemacht hatten, als die Statthalterin ihre Entlassung gegeben. Sein unterschiedloses Einschreiten wegen der Demonstration der Geusen und gegen die Bilderstürmer, was ihn schon als Tyrannen erkennen liess, war nur das Vorspiel von Verletzung ihrer einheimischen Vorrechte und Interessen. Die souveräne Einführung einer neuen Steuer einerseits und das Verbot des Handels mit England andererseits gab den Holländern den Beweggrund zum Abfall. Sie wollten Oranien als königlichen Statthalter. 1572 Zwar gab Alba, nachdem diese Anerkennung durch eine Versammlung der freien Staaten von Holland zu Dordtrecht ausgesprochen worden, seine Entlassung. Allein der einmal eingeschlagene Weg der Holländer war Ursache genug, dass Philipp I. erst recht in ihnen Rebellen sah und ihre Unterwerfung betrieb. Dies der Anfang eines Kampfes, der das Jahrhundert überdauerte und unter Oranischer Führung, zuerst Wilhelms (bis 1584), dann seiner Söhne Moritz (bis 1625) und Friedrich Heinrich, mit zäher Hartnäckigkeit geführt werden sollte. Die vergebliche Belagerung Leyden's | durch 1574 die Spanier war das erste Ereigniss, die Vernichtung einer spanischen Flotte durch den Admiral Tromp (1638) das letzte. Im Januar 1579 traten die nördlichen Provinzen, Holland, Utrecht Geldern, Friesland, Gröningen, Oberyssel und Seeland in Utrecht zu einer untheilbaren Union zusammen, aus der im Jahre darauf die Republik der Vereinigten Niederlande hervorging. Nachdem schon drei Decennien hindurch in Einem fort, bis zur Ermüdung beider Theile, gekämpft worden war, kam ein Waffenstilland auf zwölf Jahre zu Stande. Die Niederlande war damit in ihrer Un- 1609 abhängigkeit stillschweigend seitens der Krone Spanien zugegeben Aber der Krieg brach nachher von Neuem aus; die Niederländer hatten die Ueberlegenheit zur See, die Spanier (durch Spinola) zu Lande. Durch ein Bündniss mit Frankreich (seit 1635) verstärkt, führten jene den Krieg mit Nachdruck und Erfolg. Der Westphälische Friede, der die europäischen Verhältnisse im Allgemeinen ordnete, brachte den Niederländern Unabhängigkeit und Frieden mit Spanien. In Schottland ward die Einführung der calvinischen Lehre und Kirchenreform vorzugsweise durch die Thätigkeit des uner- 1560 müdlichen Predigers Knox herbeigeführt. Mit der Richtung auf eine eigenthümliche Form. Im Gegensatze zu den bisher betrachteten Ländern, welche der von Aussen erfolgten Anregung und Inspiration folgend, die katholische Lehre und Praxis mit der lutherischen bezw. calvinischen direkt vertauschten, ging der Reformation in England ein Zustand vorher, der aufgehört hatte, katholisch zu sein, ohne doch den Protestantismus zu bekennen, wie ihn die Continentalen annahmen. Die Ursache der Trennung war Heinrich VIII.;. das Wesen der Trennung von Rom war die Lehre, dass der König Oberhaupt 1539 der anglikanischen Kirche sei, nachdem er einige Jahre vorher sich vom Parlamente dazu hatte ernennen lassen (1534).1) In sechs tikeln stellte er die Lehre, wie sie ihm angemessen schien, auf, die, so lange er regierte, jede andere Meinung ausschloss, und die Quelle von Verfolgungen wurde, da Viele sich weigerten, den Eid auf das königliche Statut abzulegen, und damit den König als Richter über ihre Gewissen anzuerkennen. Das Parlament war 1547 tief unter seinem Werthe. Nach dem Tode des Despoten, und während der Minderjährigkeit Eduards führte der Erzbischof von Canterbury die calvinische Lehre ein. Wieder in Frage gestellt, als Mary Tudor, Heinrich's VIII. älteste Tochter, den Thron 1553 bestieg, und Vielen als Staatsverbrechen angerechnet, weshalb diese das Blutgerüst besteigen mussten, gewann die calvinische Lehre mit Beibehaltung der bischöflichen Hierarchie entscheidendes Uebergewicht durch Elisabeth, ihre Halbschwester. Diese liess sogleich 1558 nach ihrem Regierungsantritt | die sogen. englische Episcopalkirche einrichten und ein in 39 Artikeln abgefasstes Glaubensbekenntniss aufstellen, dem das Parlament nicht zögerte seine Bestätigung zu geben. 2) Diese Kirchenreform war nicht die calvinische, sondern eine nach Calvin's evangelischen Grundsätzen durchgeführte Vereinfachung der überlieferten, wesshalb die abstrakten Calvinisten durch diese souveräne Initiative des englischen Klerus bald auf das Niveau der Dissenters herabgedrückt erscheinen, eine Confessionsstufe, auf der sich, an dem bischöflich pastorirten England ge 1) Vgl. Froude, History of England from the fall of Wolsey to the death of Elisabeth (2. Edit. 1870; deutsch 1861 u. ff.) 2) Vgl. Turner, History of the reigns of Edward VI., Mary and Elisabeth, 2. Aufl. 1824. 4 Bde. messen, ausser den englischen Dissenters, z. B. die Schotten befanden. Der abstrakte Calvinismus war presbyterianisch, der Name Dissenter in England daher der Inbegriff der Presbyterianer, Puritaner u. s. w. C. Aussicht und Aufgabe des Papstthums. Die Eroberungen, welche binnen wenigen Decennien die Reformation auf dem Gebiete der überlieferten Kirche innerhalb des Bereichs, soweit das Papstthum gebot, gemacht, waren ein entsetzlicher Verlust. Das waren die Folgen der Saumseligkeit, die man der Lehre, die das vergangene Jahrhundert durch seine Concilien gegeben, gegenüber sich hatte zu Schulden kommen lassen. Von der ganzen Katholicität waren die Spanier und Italiener noch übrig, Dank dem Terrorismus, den die Inquisition 1) hier zu üben verstanden hatte 2) die Katholiken der übrigen ehemaligen Provinzen waren nur in der Diaspora. Ein päpstlich beherrschtes Europa gab es nicht mehr; wollte man die alte Herrlichkeit erneuern, so musste man die verlorenen Provinzen geistig wieder erobern. Diese Aufgabe zu übernehmen, wurden die Jesuiten ausersehen. Dieses kirchliche Institut, welches | unter und durch P. Paul III. 1540 ins Leben trat,3) zeigte bald, dass die Stütze, welche das Papstthum bei den früheren Orden zu finden vergeblich suchte, allein bei der Gesellschaft Jesu zu finden war. Von besonderem Erfolge waren ihre Missionen in Süddeutschland und Oesterreich begleitet, wie die späteren Zeiten des sechszehnten Jahrhunderts bewiesen. Ein letztes Glück für das Papstthum war, dass der erste Bourbone Heinrich IV., dem Protestantismus abschwor, und sie dadurch diese Linie ungeachtet aller Selbsständigkeit, die sie sich bewahrte, zu der Observanz gegen die Kirche zurückbrachte, wenn auch kein 1) Ursprünglich eine bischöfliche Function, durch P. Gregor IX. den Dominicanern übertragen und dadurch in ein päpstliches Institut verwandelt (1232), hatte die Inquisition (Sacrum officium) den Ketzern den Process zu machen. Die Fürsten und weltlichen Richter hatten den Spruch dieses Gerichts zu vollstrecken. In Spanien war sie seit dem Reichstag v. 1480 zum Vortheile des kgl. Fiscus thätig. Vgl. Llorente Histoire critique de l'inquisition d'Espagne etc. (1815—17.) 2) Vgl. Anhang (I, 10). 9) Vgl. Anhang (I, 11). |