Page images
PDF
EPUB
[merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small]

Da ich morgen früh in allen Gräueln des BücherEinpackens bin, so bitte ich meinen geographischen Collegen inständigst, mir morgen Dienstag früh alle amerikanische Doubletten, oder wenn (wie ich vermuthe) Sein amerikanisches Werk nicht zu Stande kommt, mir alle Americana gütigst zurückzusenden. Sie fehlen mir oft um meine Neugierde zu befriedigen wegen der Karten. Sie können, theuerster Profeffor, das Ganze ja später wieder haben.

Montags (Potsdam)

A. Ht.

Ich habe es nie geliebt, von meinen literarischen Arbeiten, mögen fie in Büchern oder Karten bestanden haben, Kaisern und Königen und anderen Potentaten und sogenannten Großen der Erde ein Exemplar als ein Merkmal meiner Huldigung darzubringen. Es ist Zeit meines Lebens Regel gewesen, dies nicht zu thun. Bin ich von dieser Regel abge= wichen, so ist es auf aüßere Veranlassung, ich kann sagen auf aüßern Druck geschehen. So, als die zweite Auflage meines Physikalischen Atlas erschienen war. Perthes forderte mich auf, an diesen und an jenen Potentaten ein Exemplar zu senden. Ich mußte in meinem Namen die Anschreiben machen, er schickte mit demselben an jeden der von ihm genannten Fürsten ein sehr sauber und elegant gebundenes Exemplar des Atlas ab. Perthes hatte den rein merkantilischen Standpunkt im Auge, indem er glaubte, daß ein Exemplar in Hånden des Landesherrn innerhalb dessen Landes den Absaß des Atlas befördern werde.

Wie beim Asiatischen Atlas war unter den Potentaten, an die ich nach Perthes' Willen schreiben mußte, auch der Kaiser von Rußland. Hierbei kam der seltsame Fall vor, daß Humboldt mir mit aller Gewalt

die Decoration eines russischen Ordens octroyiren wollte. Er kannte seit einem Vierteljahrhundert meine Ansichten über das Ordenswesen der neüern Zeit und ich lehnte demgemäß seine Verwendung ab. Er beharrte auf seiner Ansicht. Ich verwies ihn auf sich selbst, daß er, der mit den Decoratiouen so vieler sogenannten Orden geschmückt sei, nie eine derfelben trage; ich erinnerte ihn an die Ordens-Hieroglyphen von 1839 und an die Stiftung der Friedensklasse des Ordens pour le mérite, deren Ordenskanzler er sei, auch an seine Aüßerungen über die damals zuerst Decorirten. Es half nichts, er blieb bei seinem Wunsche stehen.

Begnügen Sie sich auch, sagte er, mit dem Bewußtsein, durch den Physikalischen Atlas ein gutes Werk für die Aufflärung gestiftet zu haben, und dieses Verdienst hat alle Welt anerkannt, das beweisen u. a. auch die Nachdrücke und Nachahmungen, die seit seinem ersten Erscheinen vor 15 Jahren von Speculanten ins Publikum geschleüdert worden sind, so müssen Sie doch auch auf der Anderen Meinung etwas geben, die freilich verworren genug ist, das Verdienst nach einem aüßern Zeichen, einem Bändchen, Kreüzchen u. d. zu beurtheilen. Eben dieser Schwachen wegen wünsche ich, daß Sie sich meiner Ansicht anschließen mögen. Auch Ihrer Familie sind Sie es schuldig, Ihren Kindern, die, der heütigen Generation angehörend, nichts von der Einfachheit der Anschauungen wissen, die unter den Gelehrten gang und gäbe waren, als ihr Vater seine Laufbahn betrat.

Ich erzählte meinem Gönner, daß eben die von ihm angeführte lettere Rücksicht, die Rücksicht auf meine Kinder, mich ein einziges Mal verleitet hätte, den Mund zu öffnen nach der Richtung, die er andeûte, daß ich aber auch bei diesem Einen Male stehen geblieben sei.

Sehen Sie, erwiederte Humboldt, dieser Rücksicht wegen, deren Berechtigung Sie also selbst anerkennen, bitte ich Sie, mit mir einverstanden zu sein.

Diese Vorerinnerung war nothwendig, um die folgenden Briefe Humboldt's erklärlich zu finden.

59.

(Erhalten 25. Mai 1852.)

Daß, sich selbst überlassen, das Geschenk eines Physt= kalischen Atlas durch die Gesandtschaft nach Petersburg geschickt in die Tiefen eines grundlosen Meeres fiele hätte ich Ihnen vorhersagen können. Doch habe ich den Gesandten, Hrn. von Budberg an einen Orden erinnert und er scheint wirksam sein zu wollen. Er wünscht zu wissen, in welchem Monathe das Werk an die Gesandtschaft gegeben worden, ob durch Vermittelung von Jemand bei der Gesandtschaft und welche Klasse des Rothen Adl. Ord. Sie haben. Antworten Sie, theuerster Prof., schriftlich und bald auf diese philosophischen Fragen. Der Kaiser geht morgen weg und kommt 8 Juli auf 2 Tage wieder.

Dienstags.

Al. Ht.

60.

(Erhalten 29. Mai 1852.)

Ich habe noch heute den Gesandten Baron von Budberg an den sehr dringenden Brief erinnert, den ich ihm über meinen Wunsch geschrieben und in dem ich ihm in Erinnerung gebracht, daß der König ausgezeichneten russischen Gelehrten immer nur Rothen Adler 3ter Klasse gebe; er hat versprochen, die Sache anständig zu besorgen. Er folgt der Kaiserin nach Schlangenbad.

Freundschaftlichst

Ihr

P. 29 Mai 1852.

Al. Humboldt.

61.

(Erhalten 21. Juni 1852.)

Ich habe, theuerster Profeffor, meine so berechtigte Forderung für Sie bei dem Russischen Gesandten, Baron Budberg, gestern bei Ankunft der Großfürsten wieder ernsthaft in Anregung gebracht. Die Erfüllung meines Wunsches ist gewiß, aber Hr. von Budberg kann die Vollziehung erst nach der Rückkehr des Kaisers (13 Juli) nach Petersburg erhalten, weil dann eine ihm befreundete Person in Petersburg sein wird, der er aufgetragen, zu untersuchen, wo das eingesandte Exemplar aufbewahrt wird. In dieser Sache, die ich (wie Sie sehen) nicht vernachlässige, ist es mir wichtig, Hrn. von Budberg Jhr leztes Heft (des geographischen Jahrbuchs) mit Bolotofs Kärtchen zu zeigen. Ich bitte, mir ein Exemplar zu leihen und bald zu schicken, da mein Exemplar in Berlin liegt.

Dienstag.

Ihr

Al. Humboldt.

Ein Jahr nach dieser Zeit schickte mir Humboldt einen, an ihn gerichteten Brief des russischen Gesandten, folgenden Inhalts:

Monsieur le Baron, Votre Excellence aura certainement entendu parler du Colonel Kovalevsky qui a été notre Commissaire dans le Monténégro pendant les derniers événemens qui ont affligé ce malheureux pays et qui s'y est beaucoup distingué par le tact et la dignité de sa conduite. Cet officier dont toute l'existence. n'a été qu'un long voyage à travers la Sibérie, la Chine, l'Egypte et les diverses parties de l'Empire Ottoman,

a repassé dernièrement par Berlin pour retourner à St. Pétersbourg. Il garde profondément le souvenir d'avoir eu le bonheur, étant jeune officier et attaché je crois à la personne du Gl. Slinzer, de rencontrer Votre Excellence au fin fond de la Sibérie lorsqu'Elle a fait son celèbre voyage si utile pour la Science et particulièrement si mémorable pour la Russie. Or, le colonel Kovalevsky désiserait, Monsieur le Baron, qu'après bien des années, l'illustre voyageur daignat se rappeler, ne fut il que vaguement, de l'obscur officier, qui s'était rencontré sur sa route. Il m'a prié, en quittant Berlin, où il n'a pas eu le temps de vous présenter ses hommages, de transmettre à Votre Excellence deux volumes d'un ouvrage, qu'il a publié il y a quelques années sur l'Egypte, se réservant de vous envoyer dès qu'il sera rentré dans ses foyers, d'autres écrits également publiés par lui. Toute son ambition serait que ces livres trouvent place dans votre bibliothèque; il n'a pas la prétention de croire qu'ils puissent en former un ornement, mais il les y dépose comme un monument d'admiration et de dévouement pour Votre

personne.

En m'acquittant de la Commission du Colonel Kovalevsky, je saisis cette occasion, pour prier Votre Excellence d'agréer l'Hommage de ma très haute considération.

Berlin, le 13 Juin 1853.

Budberg.

Auf der Rückseite standen von Humboldt's Hand folgende Worte: Kowalewski (Berghaus) Dies ist der Mann durch den der Gesandte Baron von Budberg das geschehene Unrecht

« PreviousContinue »