Page images
PDF
EPUB

Humboldt auch meinte, ich glaubte nicht nöthig zu haben, mich fremder Hülfe zu bedienen.

Die Zeichnung der Karten gedachte ich dem talentvollsten der da= maligen Schüler und Mitarbeiter in der geographischen Kunstschule zu übertragen, nämlich meinem Neffen Hermann Berghaus, der mit größter Geschicklichkeit im Zeichnen durch lange Gewohnheit mit der linken Hand Sachkenntniß und vollständigste Sprachkenntniß im Franzöfischen, Englischen, auch im Spanischen, schon damals verband.

[ocr errors]

7.

(Erhalten 9. November 1848.)

Sie erhalten hier Hooker's sehr inhaltreichen Brief mit einer vortreflichen englischen Abschrift, nach der Sie Ihre Uebersetzung machen können. Da diese Abschrift aber Hrn. Prof. Ritter gehört, so muß ich Sie bitten, mir dieselbe bis Montag zurückzuschicken; ich habe es ihm so versprechen müssen.

Wenn Sie unmittelbar die französische Redaction der Geographie versuchen wollen, so müßte sie auf jeden Fall von einem der Französischen Sprache und der Sache Kundigen abgeschrieben werden, damit er im Abschreiben corrigire. Ich fürchte nur, daß die eigene französische Redaction Sie, theurer Professor, der Ungewohnheit wegen, oft hindern wird, deutlich zu sagen, was Sie sagen wollten.

Mittwoch Nachts 2 Uhr.

Ihr

Al. Ht.

Also noch immer Zweifel über meine Fähigkeit, auch in vorgerückten Jahren, troß der Ungewohnheit", noch Französisch schreiben zu können, wie in meiner Jugend! Ein halbes Jahr später hab' ich die Genugthuung gehabt, daß Humboldt von seinen Zweifeln zurückkam (s. 26 Juni 1849).

Hooker's Brief war der vom 25 Juli 1848 aus Darjeeling, Sikim

Himalaya, welchen Humboldt in seinem Schreiben vom 31 October beantwortete. Ich machte davon eine Überseßung und schaltete dieselbe in die „Zeitschrift für Erdkunde“, Bd. IX, Heft 3 (Magdeburg, Emil Bänsch), 1848, ein. Das Original des Briefes, von Hooker sehr undeütlich geschrieben, und die dem Prof. Ritter gehörende deütliche Abschrift schickte ich am 13 November an Humboldt zurück.

8.

(Erhalten 15. November 1848.)

Ich lese gerade Hofmeister's Reise, und hätte gern ein einziges Ihrer schönen Blätter von Katmandu bis zum Pendjab, wo die Bataillen waren. Wollten Sie mir gütigst so eine Karte auf 3-4 Tage leihen?

Sonntag.

Al. Ht.

Ich schickte Walker's große Karte von Indien, auf Leinwand gezogen und in Futteral, weil sie sehr reich ist an Ortsnamen, auf die es bei Verfolgung der militairischen Operationen im Sikh-Kriege vorzugs weise ankam. Dr. Hofmeister war in Begleitung des Prinzen Waldemar von Preüßen, welcher (nach dem Vorbilde seines älteren Bruders, des Prinzen Adalbert von Preußen, der eine Reise nach Brasilien gemacht hatte) Indien besuchte und die Vorstufen des Himalaya, bis Katmandu, auch einige Schneepässe bestieg, und zulezt an der entscheidenden Schlacht der Engländer gegen die Sikhs Theil nahm, in welcher Hofmeister an der Seite des Prinzen fiel. Diese Theilnahme des jungen Prinzen an dem Getümmel einer Feldschlacht auf ferner asiatischer Erde wurde damals am Berliner Hofe und in militairischen Kreisen als eine heroische That gepriesen, in der sich der ritterliche Muth eines Sohnes vom Hause Hohenzollern wiederum kund gegeben. Humboldt war anderer Meinung. Er nannte des Prinzen Waldemar Benehmen bei der Gelegenheit unvorsichtig; aus purer militairischer Neügierde sein Leben aufs Spiel zu seßen, sei kein Heldenmuth; er sei als Prinz vom Hause und als preüBischer Soldat sogar strafbar; man könne es sogar als einen politischen Fehler bezeichnen, wären die Sikhs nicht Asiaten, fern von uns, denen es wol nicht einfallen werde, Genugthuung von Preüßen zu verlangen! Irre ich nicht, so wurde Prinz Waldemar nach seiner Rückkehr aus Indien auch wirklich als preüßischer Offizier vor ein Kriegsgericht gestellt!

9.

(Erhalten 23. November 1848.)

Ich schicke Ihnen eine große Seltenheit, eine Carte, auf der ich ein eigenes Flußgebiet und Berge habe. Ich muß bitten, sie mir gütigst in 14 Tagen wieder zu schicken, weil ich sie dann selbst brauchen werde.

[Ohne Angabe des Tages.]

Al. Ht.

Diese Seltenheit ist: Map of Oregon and Upper California from the surveys of John Charles Frémont and other authorities. Drawn by Charles Preuss under the order of the Senate of the United States. Washington City, 1848. Scale = 1: 3,000,000. Es gehört dazu: Geographical Memoir upon Upper California, in illustration of his Map of Oregon and Upper California by John Charles Frémont: addressed to the senate of the U. S. Washington, 1848. 67 S. in 8.

Frémont hat auf dieser Karte einen Fluß und eine Bergkette im Innern von Hoch-Californien zum ehrenden Gedächtniß an den Illustrador der Neüen Welt Humboldt's River und Humboldt's Range genannt.

Damals, im November 1848, war diese Karte, welche Frémonts Entdeckungen zwischen der Kette der Rocky Mountains und der Südsee zum ersten Male enthielt, allerdings eine große Seltenheit, weshalb ich sie auch durch einen Zögling der geographischen Kunstschule, Theodor Schilling, rasch copiren ließ; später wurde sie allgemeiner verbreitet, scheint aber jegt, 1862, wieder zu den kartographischen Seltenheiten zu gehören.

10.

(Erhalten 26. November 1848.)

Ich glaube Pentland's Carte von Bolivia ist noch in Ihren Händen. Darf ich Sie bitten, mir dieselbe, da ich sie zu einer Arbeit brauche, in 2-3 Tagen zu schicken? Al. Humboldt.

Noch am nämlichen Tage schickte ich diese Karte an Humboldt zurück, und die Frémontsche Karte von Californien am 3 December 1848, an welchem Tage Schilling mit der Copie derselben fertig geworden war.

11.

(Erhalten 7. Februar 1849.)

Ich habe die Freude, theurer Professor, Ihnen 3 sehr wichtige geographische und hypsometrische Abhandlungen zu schicken. Sie sehen, daß mein Mexicanisches BarometerNivellement nun im Nuevo Merico vollendet ist.

Ich hatte nach Documenten, die ich in den Archiven in Mexico entdeckt, schon die Reisekarte bis dahin nach Pedro de Rivero (f. meinen Atlas Mexicain, Tab. 6, 7, 8,) gegeben. Aus der Brochure werden Sie auch sehen, daß man große Wichtigkeit hat auf das Wort Sel gemme legen können, das auf meiner großen Karte steht südwestlich von der berühmten nun zu Ehren gekommenen Laguna de Timpanagos.

Ich muß Sie meiner eigenen Arbeiten wegen bitten, diese 3 Brochuren mir spätestens in einem Monate wieder zu schicken. Für heute reclamire ich recht dringend:

1) Frémont neues Heft über Californien, das, wobei die Carte mit Humboldt's Mountains;

2) Nicollet, on Mississippi,

lezteres gebunden.

Aus Indien und von Hooker aus Kew leider! immer noch keine Antwort.

Freundschaftlichst

Berlin, 7 Februar 1849.

Aler. v. Humboldt's Briefwechsel. III.

Ihr

Al. Humboldt.

5

Unter den drei Broschüren, welche Humboldt überschickte, war Wislizenus' Memoir of a tour to Northern Mexico die hauptsächlichste. Eine Überseßung dieser Denkschrift steht in meinem „Geogra phischen Jahrbuch", 1850, I, S. 28-53.

12.

(Erhalten 4. März 1849.)

Darf ich Sie bitten, diese schöne hypsometrische Arbeit anzusehen und zu beurtheilen, ob es Ihnen, woran ich zweifle, möglich sein möchte, ste in 2 Stücken hinter einander in kleinem Druck ganz abzudrucken? Der Mann ließe sich dann Abzüge mit anderer Paginirung für sein Geld machen. Schreiben Sie mir einige Zeilen darüber, damit ich dem Verfasser antworte. Ich weiß ihm sonst nicht zu helfen.

Verzeihen Sie, theurer Profeffor, meine Lustigkeit bei dem noch immer altum silentium aus Indien und Kew.

Potsdam, Sonntags.

Ihr

A. H.

Auf jeden Fall bitte ich Sie, heute meinem Diener bis 4h das Manuscript zurückzugeben, damit ich es wieder mit nach Berlin nehmen kann.

Es handelte sich um eine kritische Sichtung und Zusammenstellung aller bis dahin in Mexico und weiter im Norden in den Rocky-Mountains, gemachten Höhenmessungen, eine eben so preiswürdige als mühevolle Arbeit, die den Ober-Bergrath Burkart, in Bonn, einen genauen Kenner des Tafellandes von Anahuac, der selbst zur Hypsographie von Mexico beigetragen, zum Verfasser hatte. Ich gab Humboldt in einem Antwortschreiben vom 6 März 1849 meine Bedenken wegen der „Möglichkeit“ der Aufnahme der wichtigen Arbeit von Burkart in die „Zeitschrift für Erdkunde“ zu erkennen, an der er ja schon selbst gezweifelt habe: das Hinderniß sei formeller und materieller Art, nach jener Rich

« PreviousContinue »