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Der

Orden der Trappisten.

Dargestellt

von

Ernst Ludwig Ritsert,

Freiprediger und Lehrer an der ersten höheren Mädchenschule
in Darmstadt.

Was dem Reiche der Finsterniß
dient und mit dem Reiche Gottes
streitet, das besteht bloß durch das
Blendwerk der Täuschung und so
lange diese dauert.

Darmstadt, 1833.

Verlag von Johann Wilhelm Heyer.

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Allen Freunden

ächtchristlicher Bildung und Veredlung

in

Hochachtung und Liebe

gewidmet.

Nicht umsonst verfließt das Leben,

Wird der Geist durch Geist belehrt,
Wird das Herz durch Herz genährt;
Das nur ist ein Menschenleben.

Nicht umsonst verfließt das Leben,
Folgt man sinnend Deiner Spur,
Freundin, Lehrerin, Natur!
Dir zu folgen heißet Leben.

Nicht umsonst verfließt das Leben,
Wird es Andern auch gelebt,
Wird mit regem Ernst gestrebt,
Es der Menschheit hinzugeben.

Nicht umsonst verfließt das Leben,
Ringt der Geist zu Dem hinan,
Den noch nie die Menschen sah'n.
Göttlich ist ein solches Leben!

Vorrede.

Eine der merkwürdigsten Erscheinungen in der

christlichen Klosterwelt ist unstreitig der Orden von la Trappe: er beurkundete auf die grausenhafteste Weise, wie weit sich der Mensch verirs ren kann, wenn er die Stimme der Natur und der Vernunft nicht achtet, wenn er die klaren Aussprüche des göttlichen Meisters mißdeutet und, in beklagenswerther Verblendung seines Geistes, in Jrrwahn und Aberglauben versinkt; er zeigt in einer Menge von Beispielen, welcher Unthaten ein mit so herrlichen Anlagen ausgerüstetes Wesen fähig ist, wenn es einer blinden Glaubenswuth als wil lenloses Werkzeug sich hingibt.

Die Geschichte dieses Ordens muß deßhalb für Jeden, der mit Eifer darnach strebt, sich immer genauere Menschenkenntniß zu erwerben, von Interesse sein, und sie verdient um so mehr beachtet zu werden, weil diese unmenschliche Ordensverbindung in einem Jahrhunderte, in welchem die Strahlen der Aufklärung schon weit verbreitet waren, und von einem Gottesgelehrten gestiftet wurde, den die Natur mit glänzenden Fähigkeiten reich begabt, und der schon frühe eine Fülle von Kenntnissen sich angeeignet hatte, so daß man in den Jahren seiner Jugend allgemein mit Staunen und Bewuns

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