Dann folgte eine neue Völkerpsychose, um mich eines Ausdrucks Dubois-Reymond's zu bedienen.1) Der Oekonomie des Stoffs, der hierdurch in Fluss gebracht wird, entspricht naturgemäss das allmähliche Wachsthum der Oeffentlichkeit (Publicität), die der Entwicklungsgang der Reiche und Völker durch die deutsche Reformation, dann durch die französische Revolution zum Ausdruck bringt, und mit deren Zielen die Darstellung je in besonderen Excursen sich beschäftigt. Das Frühjahr 1871 bezeichnet die Grenze. Daran knüpfen sich Beobachtungen, wie sie aus einer psychologischen Betrachtung sich ergeben. Diese, sowie Aktenstücke, und endlich eine chronologische Projection in fünf Paralleltafeln, die die Aufeinanderschichtung veranschaulichen, wie sie successiv aufwärts sich vollzog, weshalb sie auch von unten nach oben abgelesen werden müssen2), haben die Bestimmung, dreifach erläuternd den Faden der vergleichend gewonnenen Resultate zu begleiten, psychologisch, diplomatisch, kartographisch. Möge mir nun erlaubt sein, mich noch über meine Ansicht, die Weltgeschichte verständlich zu machen, auszusprechen! Man könnte die Frage stellen, ob man über eine einzelne nationale Geschichte hinaus dem Weltgetriebe der Geschichte im Ganzen ein Verständniss abringt, indem man sich mit der Geschichte mehrerer oder aller Nationen beschäftigt? Denn der Ausdruck Welt der Geschichte hat einen Sinn, erst wenn es sich um die Geschichte aller Nationen handelt. Auf diese Frage wäre Folgendes zu antworten: Gründlich lässt sich allerdings nur die Geschichte 1) Culturgeschichte und Naturwissenschaft, Leipzig 1878. S. 33. 2) Wegen ihrer von Europa getrennten Bedeutsamkeit ist der Entwicklung Englands eine separate Tafel eingeräumt. Eine analoge Bedeutsamkeit ist bei Asien dem Reiche des Mikado von der Zukunft vorbehalten, nachdem (wenn) dort die nationalen Reiche gleichfalls selbstständige Aufgaben zu erfüllen angefangen haben. einer einzelnen Nation verfolgen. Allein man fördert ihr Verständniss erfolgreich, wenn man sie sich an dem geschichtlichen Verlaufe einer anderen Nation erläutern lässt. Hinsichtlich der Heranziehung des Gleichartigen in der Geschichte der Nationen dürfte man daher von einem vergleichenden Standpunkt sprechen. Aber um das Verständniss der Universalgeschichte, diese als selbstständiges Wissensgebiet genommen, zu erlangen, wäre der vergleichende Standpunkt nicht ausreichend; dazu wäre wesentlich die Aufmerksamkeit auf das Fortrücken des Vorrangs einer Cultur- oder Arbeitsrichtung nach der anderen, sofern die physisch bedingte die geistig bedingte ablöst und umgekehrt. Dieser Standpunkt ist ein eigenartiger und demselben eine über die vergleichende Methode hinausreichende Bezeichnung zu ertheilen, die mit dem Objekt der Forschung identisch genommen werden müsste. Die Arbeitsresultate sollen als Signaturen erkannt, und aus dem successiven Wechsel der letzteren die Thatsächlichkeit und Thätigkeit des Bewegungsgesetzes ermittelt werden. Mit dieser Aufgabe beschäftigt sich der Völker- und StaatenPsychologe als Bezeichnung für den Historiker auf diesem Standpunkte. So ins Auge gefasst, wird die Universalgeschichte zu einem Gebiete selbstständiger Forschung und solchergestalt zu einer wissenschaftlichen Aufgabe. Daraus ergeben sich die Schlüsse von selbst. Das hergebrachte System des weltgeschichtlichen Erzählens hat keinen Anspruch darauf, für wissenschaftlich zu gelten; denn es kann nur als Aufbewahrungsmittel (Repertorium), als sogenanntes Hauptbuch gelten. Mithin behandeln Vorträge, die sich mit Ereignissen beschäftigen, mehr oder weniger das rein Empirische, das Gleiche ist der Fall bei literarischen Arbeiten über Geschichte, wenn an denselben nichts auffällt als die Tendenz der Verfasser, ob jenen auch der Reiz archivalisch bedingter neuer Aufschlüsse innewohnen mag. Also werden die hergebrachte Reproduction des empi- Nun gliedert sich aber unsere universalhistorische Auf- Die ferneren beiden Bände, welche das Vorwort zum Heidelberg, Mitte Mai 1878. H. Doergens. Begriffsbestimmung und Anfang der empirischen Geschichte. Erster Abschnitt: Vom Klima als Erklärungsmittel zeitlicher Priorität . Zweiter Abschnitt: Von der Herkunft der Hellenen Dritter Abschnitt: Vom Vorrange der Ioner, und von Homer. Vierter Abschnitt: Von anderen Stämmen. 14 19 22 Dritter Abschnitt: Die Römer; Wachsthum ihrer räumlichen Macht (46 fg.), Verfassungsschicksale (58 fg.), räumliche Abnahme der Macht (73 fg.) 45 Erster (siebenter) Abschnitt: Untergang des politischen Präsidiums der Päpste 135 Zweiter (achter) Abschnitt: Letzte oberherrliche Entscheidung durch das b. Kirchenfeindliche; ihre radicale Richtung c. Aussicht und Aufgabe des Papstthums 2. Selbstständige auswärtige Politik d. s. M. i. Westen (Zeit der antihabsburgischen Politik der Bourbonen 1598-1740) und im Osten (Uebergang des Vorrangs von Schweden an Russ- Dritter Unter-Abschnitt: Annäherung Russlands an die europäischen Mächte. Anerkennung Preussens als europäische Macht. Verab- IV. Dritter Unter-Abschnitt: Wiederherstellung der Conventsregierung; Excurs: Decennium der Kaiserl. Herrschaft Zweiter (zehnter) Abschnitt: Wiederaufrichtung des Rechts der Legitimität in und ausser Frankreich; Fortsetzung des Kampfes mit dem Zeitgeist 217 Erster Unter-Abschnitt: Die Zeit der Bourbonen. Die Politik Metternichs und seines Anhangs gegen die Hyder des Zeit- Zweiter Unter-Abschnitt: Absetzung der Vollblut-Bourbonen; Epoche der Orléans und die Garanten der heiligen Allianz (I—IV). Dritter (eilfter) Abschnitt: Wiederkehr des Empire in Frankreich Erster Unter-Abschnitt: Wiederkehr des Empire; die Ernte von Olmütz (Suprematie Russlands); Erlösung Europas durch den Krimkrieg und Anerkennung der Türkei als europäischer Staat. Zweiter Unter-Abschnitt: Politik Sardiniens und Preussens gegen |