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bittet Sie bei dem Andenken Ihrer und unsrer Urvåter, deren Thaten jene Länder von Römern und Rómlingen befreit, haben, es bittet Sie bei dem Blute seiner Söhne, welches für die Rettung Eus ropa's, für Recht und Freiheit aller Bölker gefloss sen ist; es bittet Sie bei der Selbstständigkeit des teuts schen Landes, in welches Europa den Ruhepunkt seis nes Gleichgewichtes gelegt hat; endlich bittet es Sie bei der Ehre des großen Urvolkes, aus welchem auch Ihre erhabenen Geschlechter entsprossen sind, damit dem Siege teutschen ́Heldengeistes nicht sein Kampfpreis entwendet werde, und unsre Brüder, noch wund 'von alten Fesseln, deren Trümmer an den Ruhm unserer Thaten erinnern sollen, nicht, an neuen Ketten dem Franzosen fröhnend, den Namen unseres Stammes demüthigen.

Die teutsche Nation sieht sich in viele Landi schaften und Regierungen getheilt. Mit Freu de gewahrt sie, wie reich und eigenthümlich sich die Quelle ihres Geistes in die Verschiedenartigkeit ih rer Glieder ergießt, und mit stolzer Selbsterkennung empfindet sie, wie vielfach sich die teutsche Treuz der mannigfaltigen Lånder gegen ihre Fürsten, und der teutsche Fürstenfinn in jenen Låndern spiegelt. Aber sie fühlt sich vereinigt in allen diesen Gliedern zu Einem Körper, durch den rein erhaltenen Adel ihrer Abstammung, durch die Gemeinschaft ihrer Sprache und Sinnesart, durch die grauen und ruhmvollen Denkmåler ihrer Geschichte, durch die Bande ihrer erlauchten Fürsten, und die Bewohner der ents ferntesten ihrer Staaten erkennen sich als Brüder. Sie fühlt die Nothwendigkeit eines innigen Vereines aller ihrer Staatenglieder, damit durch ihn auch die Freiheit und Würde der einzelnen gesichert sey.

Sie hat gesehen, daß das Reich ihrer Ahnen groß und stark war, so lange ein festes Band sie um= schlungen hielt; daß ihre Nationalkraft ermattete und ihre Nationalchre sich trübte, sobald dieses Band sich zu schwächen begann; daß das Recht und die Freiheit unterdrückt, die Treue gegen ihre Fürsten verfolgt, die Ehre befleckt wurde, sobald dieses Band ges löset war.

Darum bittet sie die großen und teutschgebohrnen Führer Europa's und alle ihre hochherzigen Fürsten, welche nun neuverherrlicht um das alte Kaiserhaus versammelt stehen, einen Bund ihres Reiches zu ers neuern, welcher mit inniger Kraft und Liebe das gemeinsame Vaterland umarme, und in durchdringender Wirksamkeit allen Völkern Teutschlands stets das Gefühl gegenwärtig halte, daß sie nur Brüder Eines Stams mes, und die gemeinschaftlichen Interessen desselben auch ihre ersten seyen.

Sie bittet Sie, die Stimme ihres Volkes zu hören, welches in der Würde und Freiheit seiner Fürsten auch die seinige findet, und zu jedem Opfer für die Wiedergeburt Teutschlands bereit ist. Sie bittet Sie, das gemeinsame Vaterland wieder zu dem Range jenes Reiches zu erheben, welches die alte Wiege des Rechtes, der Freiheit und der Treue war, von welchem einst zuerst die Begründung des europäischen Gleichgewichtes ausgegangen ist, und welches die Natur durch seinen Character und durch seine Lage zu dem Mittelpuncte desfelben geschaffen hat. Sie beschwört Sie bei den Leiden, welche seit zwanzig Jahren über Teutschland gekommen sind, bei dem Werthe der Treue, welche es in der Zeit des Unrechts und der Bedrängniß für seine Fürsten erprobt hat, bei dem Schußgeiste

Teutschlands, welcher auf das Anrufen seiner Für ften wieder erschienen ist, und das teutsche Heldenblut in den Schlachten der Entscheidung dem Siege ge= weihet hat.

Dieß sind die Wünsche des teutschen Volkes, welches seine Ehrfurcht zwar als Bitten, zugleich aber seine vertrauensvolle Zuversicht ihrer Erfüllung schon mit dem Gefühle der vorläufigen innigsten Dankbarkeit darlegt.

Wenn einzelne teutsche Männer sich erlauben, die Wünsche ihrer Brüder aufzufaffen; so geschieht es nicht, als wenn sie es wagen wollten, die Gesinnungen eines großen Volkes zu deuten, sondern weil diese Empfindungen, indem sie aus allen Gauen dessels ben ertönen, auch sie ergriffen haben, und weil sie sich zu diesen freimüthigen Ergießungen gedrungen fühlten durch die tiefste Ehrfurcht und die unwandelbare Treue, welche sie gegen die erhabensten Befreier LeutschLands und gegen ihre hochgesinnten Fürsten mit allen Herzen des teutschen Volkes theilen.

In allertiefster Ehrfurcht,

Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majeståten

allerunterthänigst gehorsamste,

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2C. 2C.

XLV.

Berzeichniß

der

auf dem wiener Congreß, für CongreßAngelegenheiten anwesend gewesenen Bevollmächtigten.

Dieses Verzeichniß, obgleich mit möglichster Genauigkeit und Mühe gefertigt, wird weder für ganz vollständig, noch für durchaus richtig angegeben, sondern in Ermangelung eines bessern geliefert, welches der Hers ausgeber, aller angewandten Mühe ungeachtet, sich zu verschaffen nicht vermochte*). Jede Verbesserung, jeder Busah, der ihm von zuverlässiger Hand zukommen wird, soll willkommen seyn und, wenn er noch vor dem Schluß dieser Sammlung eintrifft, nachgeliefert werden.

Kaum wird es der Versicherung bedürfen, daß nicht die entfernteste Absicht vorwalte, durch die hier befindliche Ordnung, Angabe oder Benennung, irgend einem Staat, Committenten, oder Individuum, einer Gesammtheit oder Behörde, in dem ihnen gebührenden Rang, Titel oder Prådicat, den mindesten Nachtheil zuzufügen.

*) Ein blosses Verzeichniß auf dem Congreß anwesender Fremden, sehr mangelhaft in aller Hinsicht, lieferte zu Wien ein Laufer, unter folgendem Titel: Guide des Etrangers à Vienne pendant le congrés, contenant les noms des Souverains présents dans cette capitale, ainsi que ceux des Ministres et Chargésd'affaires des différentes cours auprès de celle de Vienne, au mois de janvier 1815; avec l'indication des rues et numéro des maisons qu'ils habitent. (à

1.

Bevollmächtigte

derjenigen acht Mächte,
welche

den pariser Frieden

vom 30. Mai 1814 unterzeichnet haben.
(In alphabetischer Ordnung der Staaten.)

Frankreich.

1) Herr Carl Moriz von Talleyrand - Perigord, Fürst von Talleyrand, Pair von Frankreich, Mis nister StaatsSecretár in dem Departement der aus wårtigen Angelegenheiten.

2) Herr Herzog von Dalberg, Staatsminister. 3) Herr Graf Gouvernet von Latour-du-Pin, ausserordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister am königlich- niederländischen Hofe*). 4) Herr Alexis Graf von Noailles, Obrister.

Großritannien.

1) Herr Robert Stewart, Vicomte Castlereagh, Geheimer Rath, Mitglied des Parlamentes, Obrister des Regimentes der Miliz von Londonderry, PrincicipalStaatsSecretár für das Departement der auswärtigen Angelegenheiten **).

2) Herr Arthur Wellesley, Herzog, Marquis und Graf von Wellington, Marquis Douro, Vicomte Wellington von Talavera und von Wel

Vienne 1815.) 50 pages gr. in 8vo. Der Redacteur nennt sich: Jean Paggiam, coureur de S. A. R. le Duc Albert de Saxe-Teschen.

*) Reisete von Wien ab, im März 1815.

*) Reisete von Wien ab, nach London, am 15. Febr. 1815. Acten d. Congr. VI. Bd. 4. Heft.

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